Kürzere Arbeitszeit statt Job-Kahlschlag
Intellektuelle wenden sich mit einem Offenen Brief an die Opel-Betriebsräte
Der Abbau von Überkapazitäten bei Opel muss nach Ansicht der Verfasser des Briefes, der ND vorliegt, nicht zwangsweise zum Job-Kahlschlag führen, wie ihn Opel-Mutter General Motors (GM) plant. »Die solidarische Lösung der Beschäftigungskrise – um Erwerbslosigkeit für viele Menschen zu vermeiden – kann aus unserer Sicht nur darin bestehen, die Arbeitszeit zu verkürzen und die 4-Tage-Woche (ähnlich dem VW-Modell) bei Opel einzuführen«, argumentieren die Professoren Peter Grottian (Berlin) und Mohssen Massarrat (Osnabrück) sowie der in Hannover lebende Ex-VW-Betriebsrat Stephan Krull. Alle drei Autoren gehören dem Attac-Arbeitskreis ArbeitFairTeilen an.
Die Verhandlungen über die GM-Sanierungspläne, die europaweit den Abbau von 9000 Opel-Jobs vorsehen, beginnen in der kommenden Woche. Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz hat bereits angekündigt, Kürzungen in diesem Umfang nicht hinnehmen zu wollen. Es werde aber zu Stellenabbau kommen, hatte er eingeräumt. Franz will bei den Verhandlungen für die Belegschaft eine Unternehmensbeteiligung im Tausch für Lohnverzicht aushandeln. Dies halten die Autoren des Briefes jedoch für keine ausreichende Strategie. »Wir sind der Auffassung, dass die Beteiligung der Opel-Restbelegschaft keinen Gewinn darstellt, wenn gleichzeitig mehrere tausend qualifizierte Menschen in die Erwerbslosigkeit entlassen werden«, schreiben sie. »Dringend« bitten sie daher die Opel-Betriebsräte, »ihr Konzept zu überdenken und für die Alternative Abbau der Überkapazitäten ohne Entlassungen durch Verkürzung der Arbeitszeit für die gesamte Belegschaft einzutreten«. Zudem fordern Grottian, Massarrat und Krull die Bundesregierung auf, die entsprechenden Finanzierungsmittel zur Verfügung zu stellen.
Mehr als 20 Personen haben den Brief, der am heutigen Donnerstag verschickt werden soll, unterzeichnet, darunter viele Professoren und Professorinnen wie Oskar Negt, Rudolf Hickel oder Frigga Haug. Negt unterschrieb den Brief auch, »weil die Gewerkschaften in der derzeitigen Situation für ihre Forderungen zu wenig Unterstützung von den Intellektuellen haben«. Es müsse aber »sichtbar werden, dass hier ein Machtkampf stattfindet, bei dem – wie immer die Opel-Strategie im Einzelnen aussehen wird – die Krise auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden soll«, so Negt gegenüber ND.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!
In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!