Unverzichtbar

  • Jürgen Reents
  • Lesedauer: 2 Min.

Über die Rolle von Personen in der Geschichte, namentlich der eigenen, ist in der internationalen Linken schon viel gestritten worden. Häufig diente die These, dass es nicht Einzelne, sondern die Massen seien, die das politische Rad drehen, nur dazu, diese als Individuen gering zu schätzen – um ihnen in der Summe die bloße Gefolgschaft von einem oder doch wenigen großen Chefs zuzuweisen. Mit dieser Sichtweise hat die Linke, bis in ihre antiautoritären Verästelungen hinein, eigenen Schiffbruch erlitten, wie auch darüber hinaus viel Unfug angestellt. Es bleibt wohl ein nie endender Prozess, eine demokratische linke Kultur zu entwickeln (und immer wieder neu zu erstreiten), die der Hervorhebung politischer Führungspersönlichkeiten und der Beachtung der Ideen und Initiativen der vielen Einzelnen gleichermaßen gerecht wird und sie in ein fruchtbares, doch nie fertiges Verhältnis parteilicher Willensbildung setzt.

Nun verlässt mit Oskar Lafontaine jemand die Chefetage der LINKEN, den (von ihm gar nicht widersprochen) der Ruf begleitete, spürbar »chefiger« als andere zu sein. Wer da von einer Zäsur redet, hat Recht – er selbst auch, als er wenige Tage zuvor bereits darauf einstimmte, dass es vor allem die politischen Inhalte sind, die seiner Partei unverzichtbar sein müssen. Mit dieser Botschaft hat Lafontaine sich in einer Weise zurückgenommen, die die weiteren Debatten auf das orientiert, was vorrangig nötig ist, um die LINKE nicht aus der Erfolgsbahn zu schleudern.

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