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Stromlinien

  • Gabriele Oertel
  • Lesedauer: 2 Min.

Bei der LINKEN war während ihrer wochenlangen Streitereien um Bartsch und Lafontaine, Realos und Fundis, Ost und West, Regierungsgegner und -befürworter nur noch wenig von politischen Inhalten die Rede, die sie in Zukunft vorranbringen will. Und auch nicht von den imposanten Wahlerfolgen, die sie im Rücken hat. Vielmehr stand sie mit selbigem an der Wand. So gesehen ist Gregor Gysis Stolz verständlich, nach einer einzigen Nacht eine zehn Namen umfassende Vorschlagsliste für die künftige Führung präsentieren zu können. Ob allerdings das Hau-Ruck-Verfahren nach Wochen und Monaten vertaner Zeit den Delegierten des Rostocker Parteitages tatsächlich als erfolgversprechender Aufbruch verkauft werden kann, wird der Mai zeigen. Von übergeholfenen Führungen dürfte die Partei inzwischen genug haben.

Spannend wird auch werden, was der Souverän von Gysis Idee hält, dass die Genossen im Vorstand keine politischen Strömungen mehr repräsentieren dürfen. Zur beabsichtigten Gesamtarchitektur der künftigen Parteiführung gehören nicht nur die sorgsame Abwägung geschlechtlicher und geografischer Kriterien. Immer auch war die LINKE stolz auf ihre Pluralität, die verschiedene linke Sichten – und also Strömungen – implizierte und entsprechend platzierte. Anderes würde die Partei in fade, glatte Stromlinienförmigkeit verwandeln. Das liefe auf eine Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners hinaus. Oder auf einen Basta-Verein.

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