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Ein Tropfen Pech im Honig
Peinlicher Fehler in IPCC-Report
Ein Tropfen Pech kann ein ganzes Fässchen Honig ruinieren, heißt es im Sprichwort. Diese Erfahrung müssen nun die Klimaforscher machen, die am 2007 veröffentlichten Report des UNO-Klimarates IPCC beteiligt waren. Denn im zweiten Teil des rund 2500 Seiten starken Berichts fand sich ein peinlicher Fehler, der alle Vorwürfe des Alarmismus, die von den sogenannten Klimaskeptikern gerne erhoben werden, zu bestätigen schien. Dort fand sich im Asienkapitel die Behauptung, die Gletscher des Himalaja könnten bei Fortschreibung derzeitiger Trends bis zum Jahre 2035 komplett abgeschmolzen sein. Doch, wie der IPCC Ende Januar einräumte, ist diese Prognose Unsinn. Ein Unsinn, der auf recht blamable Weise in den Report kam: Ein russischer Forscher hatte 1996 eine Abschätzung veröffentlicht, wonach die Gletscher der Welt bis zum Jahre 2350(!) auf ein Fünftel geschrumpft sein könnten. Drei Jahre später zitierte das britische populärwissenschaftliche Magazin »New Scientist« einen indischen Gletscherforscher mit der Prognose, die Gletscher im Himalaja könnten 2035 weg sein. Die Zahl mit den verdrehten Ziffern wanderte in einen Bericht der Umweltstiftung WWF und von dort – offenbar ungeprüft – in den IPCC-Report.
Eine Bombenvorlage für die Gegner jeglicher Klimaschutzmaßnahmen. Dabei geht allerdings ganz unter, dass Satellitenbilder und Vor-Ort-Messungen tatsächlich ein Schrumpfen der Gletscher im Himalaja und in Tibet belegen. Und ebenso, dass im vorderen, naturwissenschaftlichen Teil des IPCC-Reports eine ganz andere, weit realistischere Prognose zu finden ist. Und ebenso geht unter, dass der Report in der Regel die Unsicherheiten einzelner Prognosen angibt. Einige dieser Unsicherheiten freilich heißen im Klartext, es kann auch noch deutlich schlimmer kommen. Das Fachblatt »Nature« erwähnt beispielsweise die für die Welternährung lebenswichtigen Niederschläge, die bereits stärker sanken als im Modell.
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