Hubschrauber hilft Hiddensee

Harter Winter im Nordosten: Eisbrecher musste abdrehen, in den Städten türmt sich der Schnee

  • Velten Schäfer, Schwerin
  • Lesedauer: 2 Min.
Am Wochenende sorgte Sturmtief »Keziban« im Nordosten teils für Chaos. Und schon kommt mit »Miriam« der nächste Wintersturm.

Die kleine Luftbrücke steht: Hiddensee mit seinen gut 1000 Bewohnern und 100 Touristen wird aus der Luft versorgt. Der erste Hubschrauber landete am Dienstagvormittag auf dem Sportplatz von Vitte. Der Schaproder Bodden zwischen Rügen und Neuendorf auf Hiddensee ist komplett zugefroren.

Am Montagabend war der Versuch gescheitert, die Insel von Norden aus zu erreichen. Der Eisbrecher »Ranzow«, ein 33-Meter-Schiff, musste abdrehen, weil das Eis zu dick war. Die Fähre »Vitte«, die normalerweise die Insel versorgt und selbst Eis brechen kann, landete zuletzt am Donnerstag auf Hiddensee. Seither liegt sie mit Maschinenschaden in Schaprode. Da die sechs Kilometer über den Bodden zu Fuß als zu gefährlich gelten und bereits am Wochenende die Frisch-Vorräte ausgegangen waren, wurde die Luftversorgung unumgänglich. Festsitzende Touristen konnten nun mit dem Hubschrauber die Insel verlassen – auf eigene Kosten. Gestern sollten etwa 40 von ihnen ausgeflogen werden.

Nach dem Sturmtief »Daisy« um den 10. Januar und »Keziban« am vergangenen Wochenende wartete das Land gestern auf »Miriam« – ein weiteres Tiefdruckgebiet, von dem im Nordosten viel Schnee erwartet wurde. Dabei waren die Folgen von »Keziban« am Dienstag kaum überwunden. Auf Rügen zum Beispiel waren viele kleinere Straßen erst im Lauf des Montags wieder vorsichtig zu befahren.

Auf dem Festland sind die Probleme nicht minder ärgerlich. In den Städten wird der Schnee inzwischen zum Verkehrsproblem: Die weggeräumten Massen bilden so hohe Berge an den Straßenrändern, dass dort keine Autos mehr parken können. Schwerin hat jetzt damit begonnen, die Haufen abtragen zu lassen und den Schnee vor der Stadt abzulagern. Andere folgen diesem Beispiel.

Den Straßenmeistereien im Land geht mittlerweile das Streugut aus, sie wollen sich auf Bundesstraßen und Autobahnen konzentrieren. Auf Landesstraßen werden im Zweifelsfall nur noch Problemstellen wie Kurven, Kreuzungen oder Steigungen gestreut. Zudem waren am Sonntag 16 Zugstrecken in Mecklenburg-Vorpommern nicht befahrbar. Darunter auch die wichtige Verbindung Bad Kleinen-Lübeck sowie die Strecke zwischen Stralsund und Greifswald.

Auch im übrigen Bundesgebiet kam es am Dienstag zu wetterbedingten Behinderungen. In Niedersachsen etwa wurde mancherorts der Busverkehr wegen Glatteises eingestellt, im hessischen Lahn-Dill-Kreis wurden aus Vorsicht 20 Turn- und Sporthallen geschlossen. In Rheinland-Pfalz hatte Schnee und Eis Tausenden Schülern zu Schulfrei verholfen, fuhren die Schulbusse nicht. Zu den nordfriesischen Halligen kämpfte sich der Seenotrettungskreuzer »Vormann Leiss« durch das Eis. Er brachte und holte Bewohner. »Es ist ein schönes Gefühl, wenn jemand nach langer Zeit wieder durchkommt«, sagte der Bürgermeister der Hallig Hooge, Matthias Piepgras, am Telefon.

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