Diebstahl über amtliche Datenbank

CO2-Emissionsrechte geklaut und versilbert

  • Lesedauer: 2 Min.

Hamburg (AFP/dpa/ND). Betrüger haben die amtlichen Register für den Emissionshandel in halb Europa lahmgelegt, indem sie Zugangsdaten erbeuteten und so Verschmutzungsrechte stahlen und weiterverkauften. »Der Angriff war hochprofessionell«, sagte ein Mitarbeiter der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt) der »Financial Times Deutschland« vom Mittwoch. Das Bundeskriminalamt ist demnach eingeschaltet.

Den Rechtehandel über Händler oder die Energiebörse EEX in Leipzig hat die Phishing-Attacke zwar nicht beeinträchtigt. Die dabei notwendigen Eintragungen in amtliche Datenbanken sind derzeit aber nicht möglich. Die Emissionshandelsstelle habe am Freitag den Betrieb eingestellt. »Dabei bleibt es mindestens für den Rest dieser Woche«, sagte eine Sprecherin der Zeitung. Am Dienstag waren demnach auch Schwesterbehörden in Belgien, Dänemark, Spanien, Ungarn, Italien, Griechenland, Rumänien und Bulgarien geschlossen. Die laufenden Transaktionen sollen später in die Register nachgetragen werden.

Die Betrüger täuschten in einer E-Mail an mehrere europäische sowie einige japanische und neuseeländische Unternehmen eine Mitteilung der DEHSt vor. Darin hieß es, zur Abwehr drohender Hackerangriffe müssten sich die Empfänger neu registrieren. Dadurch erlangten die Täter demnach die Zugangsdaten und übertrugen anschließend Emissionsrechte auf Konten vor allem in Dänemark und Großbritannien. Von dort wurden sie rasch weiterverkauft. Die neuen Besitzer gehen wahrscheinlich davon aus, dass sie die Rechte legal erworben haben.

Nach Angaben des Umweltbundesamtes hatten von 2000 Zertifikate-Nutzern sieben auf E-Mail-Anfragen der Betrüger reagiert. Betroffen seien 250 000 Zertifikate im aktuellen Börsenwert von 12 Euro je Stück. Wenn sich die Täter nicht ermitteln lassen, bleiben die Betroffenen laut dem Bericht auf den Schäden sitzen. Betroffen sind neben Industrieunternehmen auch Stromversorger und Händler.

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