Skilangläufer bauen ihre Olympiaform auf

Letzter Schliff beim Weltcup im kanadischen Canmore / Axel Teichmann der »German Diesel«

  • Gerald Fritsche (dpa), Canmore
  • Lesedauer: 3 Min.

In den olympischen Langlaufloipen von 1988 im kanadischen Canmore haben sich die deutschen Skilangläufer beim Weltcup den letzten Wettkampfschliff für die Winterspiele in Vancouver geholt. Allen voran stieg am Sonntag der Bad Lobensteiner Axel Teichmann ins Auto Richtung Whistler. Mit den Plätzen fünf und zwölf bei der Olympia-Generalprobe untermauerte er seine Anwartschaft auf vordere Plätze beim Saisonhöhepunkt und machte daraus auch kein Hehl. »Ich bin in der Lage, im 15-Kilometer-Skatingrennen und in der Verfolgung um die Medaillen mitzulaufen«, sagte der Thüringer selbstbewusst. Er musste in Canmore die Siege allerdings dem Italiener Giorgio di Centa über 15 km Freistil und dem Schweden Emil Jönsson im 1,7-km-Sprint im klassischen Stil überlassen.

In Teichmanns Schatten überzeugten in Canmore aber auch die anderen deutschen Athleten weitgehend. René Sommerfeldt (Oberwiesenthal) kam über 15 km auf Platz elf, Tobias Angerer (Vachendorf) wurde 14. Im Klassiker-Sprint erreichte Josef Wenzl (Zwiesel) das Viertelfinale und scheiterte dort nur aufgrund eines kleinen taktischen Fehlers.

Aber auch die in dieser Saison lange gescholtenen deutschen Frauen überzeugten. Miriam Gössner (Garmisch) und Claudia Nystad (Oberwiesenthal) belegten über 10 km Freistil die Ränge sieben und acht, Nicole Fessel (Oberstdorf) kam im 1,4-km-Klassik-Sprint auf Rang sieben und verpasste das Finale nur um drei Zehntelsekunden. Die Siege sicherten sich die Schwedin Charlotte Kalla im 10-km-Freistilrennen und die Weltcup-Spitzenreiterin Justyna Kowalczyk (Polen) im Sprint.

Die Art und Weise, wie Teichmann sich in Canmore zeigte, dürfte bei der nicht ganz vollzählig erschienenen Weltspitze genau registriert worden sein. Mit beeindruckenden Geschwindigkeitseinlagen sorgte er für Raunen unter den Beteiligten. Der Stadionsprecher verpasste ihm spontan den Beinamen »German Diesel«.

»Ich merke, dass die Form stimmt und ich mithalten kann«, sagte Teichmann mit einem befreiten Lächeln. Nach der langen Wettkampfpause seit dem Ende der Tour de Ski am 11. Januar wirkte er wie fast alle seine Teamkollegen selbstbewusst – trotz der Höhenluft von Canmore. »In Whistler werden wir jetzt ein wenig relaxen und dann das Trainingspensum wieder erhöhen. Ich denke, am 15. Februar sind wir beim ersten Wettbewerb gut dabei«, blickte der 30-Jährige voraus.

»Unsere Arbeit in den vergangenen Wochen war wohl nicht so verkehrt. Angesichts der Höhenlage, die Leuten wie Evi Sachenbacher-Stehle und Tobias Angerer nicht so liegt, bin ich sehr zufrieden. Es war unser Ziel, den Athleten wieder Wettkampfhärte zu vermitteln. Das ist weitgehend gelungen«, bemerkte Bundestrainer Jochen Behle, der bei den olympischen Wettbewerben auch wieder auf die in Canmore wegen Erkältungen pausierenden Steffi Böhler (Ibach), Jens Filbrich (Frankenhain) und Tim Tscharnke (Bieberau) zurückgreifen kann.

Besonders der Auftritt des Frauenteams stimmte zuversichtlich. Gelöst wie lange nicht präsentierten sich die Läuferinnen und nährten damit die Hoffnung auf olympisches Edelmetall im Teamsprint und in der Staffel. »Das Gerede um unsere Schwäche hat uns stärker zusammenrücken lassen. Wir sind eine verschworene Gemeinschaft«, versicherte Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl).

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