US-Agenten: Lassen dich »verschwinden«

Verhörpapiere in Großbritannien veröffentlicht

  • Lesedauer: 2 Min.
Die USA haben mit »Enttäuschung« auf die Veröffentlichung von US-Geheimdienstdokumenten in Großbritannien reagiert und gewarnt, die Zusammenarbeit der Dienste beider Länder sei gefährdet.

Washington (AFP/ND). Ein britisches Gericht hatte die Veröffentlichung der Papiere angeordnet, in denen es um die Misshandlung eines in Großbritannien ansässigen Terrorismusverdächtigen durch US-Ermittler geht.

»Wir sind von der Entscheidung des Gerichts zutiefst enttäuscht, da wir das Dokument im Vertrauen und mit gewissen Erwartungen weitergereicht hatten«, sagte Ben LaBolt, ein Sprecher von US-Präsident Barack Obama. »Wie wir bereits gewarnt hatten, wird dieses Urteil den vertraulichen Umgang mit dem Vereinigten Königreich bei der Weitergabe von Geheimdienstinformationen komplizieren und in Zukunft bei unseren Entscheidungen eine Rolle spielen.«

Der Londoner High Court hatte in einem Berufungsverfahren entschieden, die Veröffentlichung der Dokumente sei im allgemeinen Interesse. Die britische Regierung hatte bis zuletzt versucht, die Geheimhaltung zu wahren. Außenminister David Miliband befürchtete, dass eine Veröffentlichung den Austausch vertraulicher Informationen mit den USA im Anti-Terrorismus-Kampf gefährde. Die Richter des High Court schätzten das Risiko für die nationale Sicherheit jedoch als »nicht ernsthaft« ein.

In den Papieren geht es um den Äthiopier Binyam Mohamed, der in den 90er Jahren in Großbritannien politisches Asyl erhielt, 2002 in Pakistan festgenommen und vor einem Jahr aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo entlassen wurde. Während eines von US-Ermittlern geleiteten Verhörs kurz nach seiner Festnahme musste Mohamed demnach in einem Gefängnis in Pakistan unter anderem Schlafentzug und Drohungen gegen sein Leben über sich ergehen lassen. Aus den sieben veröffentlichen Absätzen zu dem Verhör aus dem Jahr 2002 geht hervor, dass die US-Agenten Mohamed drohten, ihn »verschwinden« zu lassen.

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