Werbung

Enttäuschender Katalog

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 1 Min.

Der heute bekannt gewordene Härtefall-Katalog der Bundesagentur für Arbeit zeigt in erschreckender Weise, was der Gesetzgeber bislang nicht als Härtefall beurteilte. Beim Blick auf die Liste stellt sich dem Laien die Frage, wie um alles in der Welt ein alleinstehender Rollstuhlfahrer bislang seine Wohnung sauber halten konnte. Und wie finanzierte ein an Neurodermitis leidender Hartz-IV-Betroffener bisher seine Hautcremes? Die entsprechenden Produkte sind nicht verschreibungspflichtig, die Kosten wurden deshalb nicht erstattet. Der Härtefall-Katalog beweist noch einmal mit aller Deutlichkeit, wie irrsinnig die Pauschalierung der Regelsätze war. Hartz IV sollte alles vereinfachen, deshalb strich man die Sonderzahlungen für Winterstiefel und Waschmaschinen und rechnete sie stattdessen in den monatlichen Bedarf hinein. Es sind gerade diese Kosten, die Arbeitslosen zu schaffen machen. Deshalb wäre ein Zurück zum Status vor Hartz ein erster Schritt. Doch der Katalog bleibt weit hinter solchen Erwartungen zurück.

Das Karlsruher Urteil und der ihm nun folgende Katalog sind also nicht der Anfang vom Ende des Systems Hartz IV, wie viele bereits hofften. Im Gegenteil: Der Härtefall-Katalog bleibt der Hartz-Logik treu. »Luxusgüter« wie Waschmaschinen oder Elektroherde dürfen Arbeitslose auch zukünftig nicht als Sonderbedarf geltend machen.

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.