»Der Hunger auf Medaillen wird nie gestillt«

Maria Riesch will nach ihrem Olympiasieg in der alpinen Super-Kombination auch heute im Super-G angreifen

  • Marco Mader
  • Lesedauer: 3 Min.

Als Maria Riesch nach der Siegerehrung auf der Medal Plaza ihren Blumenstrauß ins Publikum warf, rutschte ihr die Goldmedaille fast vom Hals. Deshalb passte die Gewinnerin der alpinen Super-Kombination bei der anschließenden Feier im Deutschen Haus von Whistler auch besser auf und wollte das funkelnde Edelmetall auch keinem Gratulanten kurz überlassen. »Ich wohne ja in einem Einzelzimmer. Da werde ich sie einsperren – und den Schlüssel mitnehmen«, sagte Riesch.

Noch lange nach dem Rennen stand die 25-jährige Partenkirchenerin unter dem überwältigenden Eindruck der Siegerehrung. »Das war sehr emotional. Man steht da oben und die Hymne wird gespielt – wer weiß, ob ich sowas noch mal erleben darf. Das ist der schönste Moment, der Sportlern vergönnt ist. Am liebsten würde ich alles aufsaugen, abspeichern und festhalten. Aber das ist auch ein Ansporn, noch einmal da oben zu stehen«, sagte Riesch, die nicht lange feierte und kurz vor Mitternacht das Deutsche Haus verließ.

Denn schon beim heutigen Super-G könnte sie mit etwas Glück erneut aufs Podium fahren – und Riesch hat offenbar Geschmack an Edelmetall gefunden. »Der Hunger, eine Medaille zu gewinnen, wird nie gestillt. Der große Druck ist jetzt weg. Das hilft mir sicher für die weiteren Rennen. Und ich habe ja noch drei Chancen«, sagte sie mit Blick auf die kommenden Rennen mit Super-G, Riesenslalom und Slalom.

Doch schon mit diesem Erfolg hat Maria Riesch alles erreicht, »was ich immer wollte. Ich gehöre jetzt zur Liga der Olympiasiegerinnen. Es kribbelt schon ein bisschen.« Noch am Mittwoch vor der Spezialabfahrt verspürte sie Nervenflattern und fuhr auf Rang acht. Nur 24 Stunden später kam sie in alter Stärke zurück und krönte sich zur ersten deutschen Olympiasiegerin seit Hilde Gerg 1998 im Slalom von Nagano. »Sensationell, was Maria geleistet hat. Das war phänomenal«, sagte Gerg, die das Rennen beobachtete.

Selbst Rieschs Team staunte über das Comeback. »Ich kenne nicht viele Athleten, die sich von einem auf den anderen Tag wieder so aufbauen können. Das hat man oder hat man nicht. Aber für mich war Maria schon vorher eine der Größten«, sagte Cheftrainer Mathias Berthold, der bei einer harten Aussprache nach der Abfahrt die letzten Prozente aus ihr herausgekitzelt hatte. Riesch meinte zwar, dass ihr Bertholds »Holzhammer« auch »ein bisschen weh getan« habe. Doch der Coach erreichte damit sein Ziel.

Auch die US-Amerikanerin Lindsey Vonn, die Riesch in der Abfahrt noch klar bezwungen und Gold geholt hatte, verneigte sich vor ihrer Freundin. »Ich bin stolz auf Maria. Sie hatte großen Druck, auch aus ihrem Heimatland. Sie hat unglaublich hart gearbeitet und sich diese Medaille verdient, weil sie eine tolle Sportlerin ist«, sagte Vonn, die als Führende nach der Abfahrt im Slalom ausgeschieden war und eine Kombinations-Medaille verpasste.

Im Super-G will Vonn ihre ärgste Konkurrentin aber wieder hinter sich lassen. Und die Aussichten für die Weltcup-Gesamtführende sind nicht schlecht: In der zweitschnellsten Disziplin war Riesch seit einem Jahr nicht mehr unter den besten Drei. Trainer Mathias Berthold dämpfte deshalb die Erwartungen. »Man muss jetzt am Boden bleiben«, sagte er. Doch seine Athletin gibt sich angriffslustig. »Jetzt steht es 1:1, wie so viele gerne schreiben«, meinte Riesch, »Aber ich konzentriere mich jetzt auf das heutige und die nächsten Rennen. Ich habe hier noch viel vor«, sagte sie.

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