Frühwarnung durch Kartei
Schnellere Erkennung von Misshandlungen
Güstrow (dpa/ND). Der Vorstoß für eine »Risikokinder-Informationsdatei« bei Kinder- und Jugendärzten in Schwerin wird in Arztkreisen positiv gesehen. »Man sollte das in der Stadt ausprobieren und nach einem halben Jahr schauen, wie die Effekte sind«, sagte die Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte im Land, Christiane Trapp. Die Datei soll Kinder- und Jugendärzten helfen, Kindesmisshandlungen und Vernachlässigungen besser und frühzeitiger zu erkennen. Mediziner können darin Symptome eintragen, auf die ein anderer Arzt bei Zweifeln zurückgreifen kann.
Eine Risikokinder-Informationsdatei (»Riskid») gibt es bereits im nordrhein-westfälischen Duisburg. In Schwerin hat die CDU/FDP- Fraktion in der Stadtvertretung die Einrichtung einer solchen Datei vorgeschlagen. Die Deutsche Kinderhilfe hatte den Vorstoß begrüßt.
Es gebe durchaus Fälle, in denen Eltern mit misshandelten oder vernachlässigten Kindern von einem Arzt zum nächsten zögen, um ihre Spur zu verwischen, sagte Trapp. »In meinem Bereich, im Raum Güstrow, gab es in den vergangenen 20 Jahren im Schnitt einen solchen Fall pro Jahr.«
Ein besonders schlimmes Beispiel ist der Fall der kleinen Lea- Marie, die von ihrer Mutter Essigessenz und Kalkreiniger eingeflößt bekam. Die Mutter war mit ihrer Tochter immer wieder zu anderen Ärzten gegangen; es hatte drei Jahre gedauert, bis das Martyrium des Kindes 2006 entdeckt und beendet werden konnte.
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