Ein Skandal geht weiter

Der Fall Amerell/DFB wird heute verhandelt

  • Lesedauer: 3 Min.

Heute kommt es in München vor dem Landgericht zur Verhandlung zwischen dem DFB-Schiedsrichtersprecher Manfred Amerell und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). Amerell und sein Anwalt Jürgen Langer (»Dort wird die Wahrheit ans Licht kommen.«) wollen in einem Zivilverfahren gegen den Verband eine einstweilige Verfügung erreichen, wonach der DFB nicht mehr von »sexueller Belästigung und Übergriffen« in Bezug auf Amerell sprechen darf.

Der frühere Bundesliga-Referee Franz-Xaver Wack hat Amerell einen Tag vor der Verhandlung erneut belastet. Zudem warf Wack der Verteidigung von Amerell eine Politik der Ablenkung vor. »Die Beweislast gegen ihn ist erdrückend. Es wird immer nur abgelenkt, aber der Kern, um den es geht, nie kommentiert. Aber beim Prozess wird deutlich werden, wer Opfer und wer Täter ist«, sagte Wack der Tageszeitung Die Welt.

Für Wack, der als Vertrauensperson der vermeintlich belästigten Schiedsrichter fungiert, ist im »Fall Amerell« ein klares Schema erkennbar. »Amerell hat es nach Angaben der Betroffenen über Jahre so praktiziert: Erst das Vertrauen der Schiedsrichter zu gewinnen, dann – etwa bei Fahrten ins Stadion – den Betroffenen näher zu kommen, um schließlich beispielsweise durch das Aushändigen von Regeltestantworten oder Ausübung von Druck sexuelle Gefälligkeiten herbeizuführen«, erklärte der Münchner Zahnarzt.

Wack betonte, dass er bereits vor fünf Jahren auf einen möglichen Amtsmissbrauch von Amerell hingewiesen habe. »Ich habe 2005 schon deutlich gemacht, dass ich einiges gehört habe, was nicht okay war«, meinte Wack. Referee Michael Kempter, der Amerell der sexuellen Belästigung beschuldigt, sei beispielsweise bei 34 Spieltagen 28- bis 30-mal in München beim FC Bayern, 1860 München oder Unterhaching angesetzt worden. Wack: »Komischerweise war dort auch immer Amerell der Beobachter.«

Wack wehrte sich außerdem gegen Aussagen von Amerell. Dieser hatte Wack vorgeworfen, ihn diskreditieren zu wollen, um so an sein Amt zu kommen. »Das ist mir das Allerunwichtigste. Ich habe zwei Jahre keins gehabt und will auch keins. So ein Vorwurf spricht schon Bände. Amerell sollte sich lieber dazu äußern, warum sich so viele Betroffene mit identischen Vorwürfen zu Wort melden«, sagte der 44-jährige Wack.

Allerdings droht Wack nun auch Ärger »im eigenen Lager«. Wack hatte in einem Fernsehinterview behauptet, er habe schon 2005 Verdacht gegen Amerell geschöpft, deshalb Kontakt mit dem Schiedsrichter-Ausschussvorsitzenden Volker Roth aufgenommen und darauf hingewiesen, dass es Hinweise für Amtsmissbrauch bei Amerell gebe. Roth soll nach Wacks Angaben nicht reagiert und den Verdacht »abgetan« haben. »Danach ist nichts passiert«, sagte Wack. Roth konterte jetzt bei »kicker online«. »Wenn Franz-Xaver Wack diese Behauptung aufrechterhält, werde ich ihn verklagen«, so Roth. SID/dpa

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