Hoffnung für ein Paradies
Regenwald-Projekt in Indonesien soll Klima und Arten schützen
Für einige Augenblicke herrschte bei den Anwesenden in der Berliner Zentrale des Naturschutzbundes NABU nachdenkliches Schweigen. Der zur Vorstellung eines indonesischen Regenwald-Projektes am vergangenen Mittwoch gezeigte kurze Film begann mit fantastischen Bildern eines Paradieses und endete mit kreischenden Motorsägen, sterbenden Tieren und dröhnenden Bulldozern. Sumatras Tieflandregenwälder gehören zu den artenreichsten der Welt, aber in kaum einem anderen Land fallen die alten Bäume schneller als in Indonesien. Hier befinden sich mit rund 90 Millionen Hektar etwa zehn Prozent der weltweit verbliebenen tropischen Wälder. Zwei Drittel sind als Produktionswald klassifiziert. Nutzungsrechte verpflichteten bislang zum Abholzen. Erst die Einführung einer neuen Forstlizenz 2004 ermöglichte ein Waldmanagement mit dem Ziel der Wiederherstellung von Ökosystemen, denn sie ermöglicht die Sicherung vor Abholzung für die nächsten 100 Jahre.
»Harapan Rainforest« ist das erste Waldgebiet in Indonesien, das dank der neu geschaffenen Forstlizenz in einer neuartigen Weise organisiert und von der Regenwald-Stiftung Yayasan KEHI verwaltet wird; diese wurde zu diesem Zweck von den Naturschutzverbänden Burung Indonesia, Royal Society for the Protection of Birds und BirdLife International gegründet. Das Vorhaben gilt als zukunftsweisendes Pilotprojekt. Denn trotz der vorangegangenen Ausbeutung weist der indonesischen Regenwald eine erstaunliche Artenvielfalt auf. Mehr als 290 Vogelarten leben hier, darunter mit dem Höckerstorch die seltenste Storchenart der Welt. Der Sumatra-Tiger, von denen hier 20 Tiere von weltweit geschätzten 100 bis 300 leben, findet im »Harapan Rainforest« Lebensraum, wie auch Asiatische Elefanten und unzählige andere vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
Aufgrund der Bedeutung des Regenwaldes als natürlichem Kohlenstoff-Speicher für den Klimaschutz unterstützt das Bundesumweltministerium das Projekt aus Mitteln der internationalen Klimaschutzinitiative über die KfW-Entwicklungsbank mit mehr als 7,5 Millionen Euro. Das ermöglicht der Regenwald-Stiftung die Wiederherstellung von zerstörten Lebensräumen, effektive Schutzmaßnahmen des Waldes sowie Investitionen in das Management und die Infrastruktur des Gebietes. Nach den Vorstellungen von Boedi Mranata, Vorstand von Burung Indonesia, soll in 30 Jahren wieder echter Urwald entstanden sein. Ziel ist es auch, so Uwe Ohls, Leiter des Bereichs Europa und Asien der KfW-Entwicklungsbank, die sozialen und wirtschaftlichen Lebensbedingungen der im Gebiet lebenden Einwohner zu verbessern.
Nach vier Jahren, wenn die Förderung durch die staatliche KfW- Bank ausläuft, soll die Stiftung den langfristigen Schutz des Regenwaldes sichern. Verläuft das Projekt erfolgreich, könnte es den Projektpartnern zufolge als Modell für weitere 24 Millionen Hektar Produktions-Tropenwald in Indonesien dienen, die zurzeit weder aktiv bewirtschaftet noch geschützt werden.
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