Die alten Eisen rosten nicht

Radsport: Oscar Freires dritter Sieg beim Klassiker Mailand - San Remo

  • Tom Mustroph, San Remo
  • Lesedauer: 3 Min.

Der 34jährige Spanier Oscar Freire gewann zum dritten Mal nach 2004 und 2007 den Frühjahrsklassiker Mailand - Sanremo. Er setzte sich nach 298 km im Spurt vor dem Belgier Tom Boonen (Quick Step) und dem Italiener Alessandro Petacchi (Lampre) durch. 99 Jahre, vier WM-Titel und unzählige Sprinttrikots bei den großen Rundfahrten vereint diese Profiradsport-Trio auf sich.

Der vor dem Rennen hoch gehandelte Norweger Edvald Boasson Hagen (Sky) landete abgeschlagen auf Rang 106. »Ich hatte Magenprobleme. Deshalb konnte ich schon auf der Cipressa nicht folgen«, erklärte er. Tief betrübt wirkte der Youngster nicht. Nach dem Duschen hatte der 22-Jährige seine Haare schon wieder zu einem blonden Hahnenkamm geformt und versprochen: »Ich komme wieder. Ich bin jung und kann noch viele Rennen fahren.«

Der Sieger Freire hatte sich das Rennen über unauffällig verhalten. Gelassen wartete er ab, dass andere die Lücken schlossen, die vor allem die sehr aktiven italienischen Fahrer gerissen hatten. Drei von ihnen hatten bereits drei Kilometer nach dem Start die Flucht ergriffen und zwischenzeitlich 23 Minuten Vorsprung herausgefahren. Als sie nach 180 km wieder in die Nähe des Pelotons geriet, bliesen Filippo Pozzato (Katusha) und Stefano Garzelli (Acqua & Sapone) zur Attacke. Pozzato versuchte es zwei Kilometer vor dem Ziel noch einmal. »Einen Moment lang hatte ich Angst, dass er durchkommt. Aber mein Job ist der Sprint. Ich kann nicht anders gewinnen. Daher ist es auch nicht meine Aufgabe, die anderen einzufangen«, erklärte Freire. Nachdem Pozzato gestellt war, eröffnete Freire den Spurt für seine Verhältnisse recht früh. »Ich befürchtete, eingeschlossen zu werden. Als Bennati antrat, bin ich an ihm vorbei. Wenn man gute Beine hat, kommt einem auch ein längerer Sprint kurz vor«, sagte der Profi vom Rabobank-Team.

Für den aufs Favoritenschild gehobenen Norweger hatte der 12 Jahre ältere Spanier noch einen guten Rat übrig: »Er ist ein starker Fahrer, aber er muss sich noch viele Rennen anschauen. Er hat zwar beim Tirreno gewonnen. Doch da sind Tom Boonen und ich gar nicht um den Etappensieg mitgefahren. Was zählt, ist der Klassiker Mailand - Sanremo.«

Freire will im nächsten Jahr wiederkommen und versuchen, Erik Zabels Marke von vier Siegen bei der Classicissima zu erreichen.

Zabel selbst war mehr damit beschäftigt, den Misserfolg seines Schützlings zu verdauen. Titelverteidiger Mark Cavendish war durch einen Sturz und zwei Defekte gehandicapt und musste schon am vorletzten Anstieg abreißen lassen. Bereits vorher hatte er zudem über Trainingsrückstand geklagt. Unverständlicherweise hatte das Team Highroad nicht den schon sechs Saisonsiege aufweisenden Rostocker André Greipel ins Aufgebot genommen.

Als bestplatzierter deutscher Fahrer fuhr Linus Gerdemann ein tapferes Rennen. Der Milram-Kapitän kam in der ersten Gruppe als 19. an. »Ich wollte am Poggio attackieren. Aber das Tempo war zu hoch«, gestand er. So wurde es nichts mit der von seinem Rennstall angekündigten Überraschung.

Das Fazit der 101. Auflage der Classicissima: Es gibt keine Überraschungen. Am Ende setzen sich doch die alten Namen durch.

Mailand - San Remo (298 km)

1. Freire (Spanien) - Rabobank 6:57:28

2. Boonen (Belgien) - Quick Step

3. Petacchi (Italien) - Lampre

4. Modolo (Italien) - CSF Inox

5. Bennati (Italien) - Liquigas-Doimo

6. Hushovd (Norwegen) - Cervelo

19. Gerdemann (Münster) - Milram

alle gleiche Zeit

50. Knees (Euskirchen) - Milram +1:40

51. Fothen (Kaarst) - Milram +1:40

123. Voß (Bielefeld) - Milram +10:07

124. Hondo (Cottbus) - Lampre +10:07

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