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Bildungsrauschen

Bildung unter »ferner liefen«

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Programmentwurf der Linken ist auf dem Tisch und alle stürzen sich auf das Mahl. Die Blöcke »Bildung«, »Wissen« und »Kultur« schmecken wie eingekochte Erbsensuppe, findet die Autorin und sucht vergeblich im Netz nach Reaktionen. Die Unterbelichtung des Themas Bildung stößt im ersten Atemzug auch innerhalb der Linken nicht auf Kritik. Und das, obwohl Bildung als die Produktivkraft der Zukunft gilt. Der Entwurf kann unter www.die-linke.de/programm/programmentwurf heruntergeladen werden. Unter der Überschrift »Wie wollen wir entscheiden? Demokratisierung der Gesellschaft« werden dort die Themen vorgestellt.

Am 22. März vollzieht Markus Weber auf www.guardianoftheblind.wordpress.com eine Analyse des Programms und streift das Thema Bildung. »DIE LINKE tritt für eine Strukturreform der Ausbildungsförderung hin zu einer öffentlich finanzierten Erwachsenenbildungsförderung ein, die allen in Aus- oder Weiterbildung befindlichen Volljährigen eine elternunabhängige Förderung bei jeweils individuellem Bedarf sichert, ohne neue soziale Benachteiligungen entstehen zu lassen. – Ich bin gegen elternunabhängige Förderungen. (...) Ausbildungsförderung soll ja gerade Förderung für die Benachteiligten, abhängig vom tatsächlichen sozialen Bedarf sein.« Das Fazit seiner Analyse lautet: »Die im Programmentwurf vorzufindenden Diagnosen der derzeitigen Probleme sind durchdacht, fundiert und gut dargestellt. Auch der allgemeine Rahmen der Gegenkonzepte erscheint sinnvoll. (...) Für einen Anhänger rot-rot-grüner Koalitionen stellt der Programmentwurf einige Enttäuschungen bereit. Die Bedingungen für Regierungsbeteiligungen sind nicht nur unrealistisch, sondern auch inhaltlich nicht in allen Punkten nachzuvollziehen. Und für diejenigen, die sich ganz klar in der demokratisch-sozialistischen und sozialdemokratischen Tradition sehen, ist die fehlende Abgrenzung von, ja gar die Bezugnahme auf leninistische Strömungen und die real-sozialistische Praxis nur schwer verdaulich.«

Am selben Tag postet Wolfgang Lieb auf www.nachdenkseiten.de: »Mich persönlich stört an diesem Programm, dass richtig beschriebene Missstände allzu unvermittelt einer kapitalistischen Profit- und Verwertungslogik zugeschrieben werden. (...) Kurz gesagt, die Analyse der gesellschaftlichen Wirklichkeit in Form eines ständigen Bemühens, sie einem nicht einmal näher erläuterten ›Kapitalbegriff‹ zu subsumieren, ist mir zu mechanisch und zu undifferenziert (...) So fehlt m. E. ein wirtschaftspolitischer Gegenentwurf zur herrschenden ökonomischen Lehre.« In Bezug auf Bildung stellt er folglich die Frage nach dem »bildungsökonomisch und pädagogisch« untermauerten alternativen Leitbild zur wettbewerbsgesteuerten »unternehmerischen Hochschule« und zur Ideologie der »selbstständigen Schule«.

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