Kleine Sensation im Huy

Neuer Grashüpfer im Nordharzer Land entdeckt

  • Uwe Kraus, Halberstadt
  • Lesedauer: 2 Min.
Eigentlich ist der Stenobothrus crassipes viel weiter südlich heimisch. Doch nun wurde der Zwerggrashüpfer nördlich des Harzes gesichtet.

Während immer mehr Tier- und Pflanzenarten auf der Erde verschwinden, konnten Biologen in Sachsen-Anhalt dieser Tage darauf verweisen, dass sie im Nordharzer Land eine Population des Zwerggrashüpfers (Stenobothrus crassipes) entdeckt haben. »Das ist zumindest in Fachkreisen eine Sensation«, erklärte Renate Petrahn von der Kreisverwaltung in Halberstadt.

Völlig unerwartet sei diese Heuschreckenart im Zuge der Erarbeitung eines Pflegekonzeptes für den Höhenzug des Huy im Norden des Landkreises Harz gefunden worden, sagt Petrahn. Das Verbreitungsgebiet der Zwerggrashüpfer befindet sich eher in Südosteuropa mit Ausläufern nach Niederösterreich und Tschechien.

Fehlende Beweidung

In Deutschland war bislang das Gebiet um den Kyffhäuser zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt als das einzige Vorkommen des Geradflüglers bekannt. Man sprach von einem Reliktvorkommen aus vergangenen warmen Zeiten. Das dürfte nach Auffassung des Halberstädter Umweltamtes auch für die Population im Huy zutreffen. Wie eine Studie des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalts ergab, werden von den Geradflüglern, zu denen die Grashüpfer gehören, derzeit 77 Arten in Sachsen-Anhalt nachgewiesen.

Dem kleinen Vorkommen im Huy droht jedoch Gefahr, wenn die offenen Trocken- und Halbtrockenrasenflächen durch fehlende Beweidung zuwachsen. Daher setzt das Nordharzer Umweltamt auf eine gezielte Pflege der seltenen Biotope im Huy, der unter Botanikern auch als Orchideen-Mekka gilt. Verglichen mit Vorkommen auf der Hainleite oder im Unstrut-Triasland sei der südliche Huy aber eher individuenarm, heißt es.

Licht für Orchideen

Der Senior des Botanischen Arbeitskreises Nordharz, Alfred Bartsch, hatte erst vor wenigen Tagen in Wernigerode an die ersten Entbuschungen im Huy durch ehrenamtliche Naturschutzhelfer in den Jahren 1972 und 1976 erinnert. Durch den Rückgang der Beweidung waren zwar Arten wie die Türkenbund-Lilie vor dem Verbiss geschützt. Zugleich jedoch fehlte es für die zahlreichen Orchideen immer mehr an Licht.

Wissenschaftliche Arbeiten von Experten des Nationalparks Harz und der Naturschutzstation Nordharz hatten dies in den vergangenen Jahren immer wieder untermauert. Und sie verwiesen auf die Notwendigkeit von pflegerischen Eingriffen durch Menschenhand und Beweidung, um den Tier- und Pflanzenreichtum im Höhenzug Huy zu erhalten.

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