40 Minuten totale Kontrolle

Basketball: Alba Berlin gelingt der Einzug ins Finalturnier des Eurocups

  • Christian Heinig
  • Lesedauer: 2 Min.

Derrick Byars hat das, was man gemeinhin als Pokerface bezeichnet. Wie festgefroren wirkt sein Mimikspiel beherrscht, kaum eine Regung. Selbst ein Orkan wäre wohl chancenlos gegen seine Gesichtsstarre. Am Mittwochabend allerdings, als er mit den Basketballern von Alba Berlin im Viertelfinal-Rückspiel gegen Hapoel Jerusalem einen 72:59-Erfolg erzielt hatte, womit den Berlinern der Einzug in die Endrunde des Eurocups gelang, da war selbst bei Byars, dem US-amerikanischen Flügelspieler, so etwas wie eine emotionale Erregung auszumachen. Für einen Moment streifte er die Pokergesichtsmaske ab und strahlte: »Wir haben es geschafft.«

Dass die Berliner es geschafft hatten, daran hatte Byars einen gehörigen Anteil. Mit 16 Zählern war er bester Werfer seiner Mannschaft, die von 14 500 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof nach vorn gepeitscht wurde. Schon im verlorenen Hinspiel (61:67) war der 25-Jährige auf 17 Punkte gekommen. »Wir haben hart für diesen Erfolg gearbeitet«, sagte Byars, »so macht harte Arbeit Spaß.«

Alba Berlin hat als erster deutscher Verein die Eurocup-Endrunde erreicht. Das Final-Four-Turnier wird am 17. und 18. April im spanischen Vitoria ausgetragen, wo die Berliner zunächst im Halbfinale auf Bizkaia Bilbao treffen. Trainer Luka Pavicevic betonte: »Unser Gegner hat ein Heimspiel. Wir werden in dieser Partie versuchen, das Ultimative zu erreichen, und das ist das Finale.« Dort würde BC Valencia oder Panellinios Athen auf die Berliner warten.

Auf welche Weise es mit dem Finaleinzug gelingen könnte, bewiesen die »Albatrosse« gegen Jerusalem. »Entscheidend ist, dass du das Spiel von Minute eins bis 40 kontrollierst«, lautet die Philosophie von Trainer Pavicevic. Dazu sei Disziplin gefordert, eine hohe Konzentration und viel Energie. »Genau das haben die Spieler heute sehr gut umgesetzt«, lobte er.

Sie trieben den Gegner zu zwölf Ballverlusten, und nur selten gewährten sie den Jerusalemer den Raum für ihr gefürchtetes Offensivspiel, das noch in der Runde der letzten 16 für durchschnittlich fast 85 Punkte pro Spiel gut war. Bei Alba, das bereits nach dem ersten Viertel mit 20:7 in Front lag, war Endstation. Daran hatte Byars, der erst im November zu den Berlinern gestoßen war und diesmal in der Startformation den verletzten Dauerwirbler Julius Jenkins vertrat, seinen Anteil. »Ich bin stolz, Teil dieses starken Teams zu sein«, sagte Byars und schaute dabei wieder ganz abgeklärt. Das Pokerface war zurück.

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