Rösler aufs Land

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 2 Min.

Es scheint, als hätte jemand Bundesgesundheitsminister Rösler daran erinnert, dass es zu seinem Job gehört, irgendetwas zu machen. Probleme gibt es schließlich genug und man muss ja nicht gleich mit dem ärgsten anfangen, der Finanzierung des Gesundheitssystems oder der Pflege. Egal, was man da auch anpackt, eine Wählergruppe wird beleidigt sein. Deswegen fallen diese Probleme vor Landtagswahlen aus. Lange vor Landtagswahlen übrigens.

Arzneimittelkosten sind hingegen ein schönes Thema. Kaum gibt es einen Gesprächstermin für Rösler mit der Pharmaindustrie, da heißt es, er gehe den Herstellern an den Kragen. Dass am Ende nichts dabei herauskommt, merkt keiner mehr. Ärztemangel auf dem Land ist auch so ein Thema, bei dem man wenig falsch machen kann. Seit Jahrzehnten pusseln die Länder, die es betrifft – besonders die mit den leer gefegten No-Job-Areas im Osten –, an Lösungen. Mecklenburg-Vorpommern wirbt bei den polnischen Nachbarn um qualifizierte Kollegen, Thüringen versucht, jungen Medizinern die kostspielige Niederlassung zu ersparen, Sachsen-Anhalt will ein Stipendium für den künftigen Landarzt einführen. Jede Idee hat Vor- und Nachteile, keine kann jedoch etwas daran ändern, dass der Landarzt mehr zu tun hat und weniger Geld verdient als der Urologe in der Hamburger City. Solange man dem System, das der privaten ärztlichen Leistung den Vorrang gibt und die gesetzliche Krankenversicherung immer weiter aushöhlt, den Vorzug gibt, wird es an Ärzten mangeln, wo die Einwohner nicht viel Geld haben. Vielleicht sollte ein Jahr lang in der Uckermark praktizieren, wer Gesundheitsminister werden will.

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