Bildungsrauschen

Schießübungen an Schulen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 3 Min.

Auch dieses Jahr war Ostern die Zeit der Friedensmärsche. Das Auftreten der Bundeswehr an Schulen zeigt deren Notwendigkeit, vor allem wenn es nicht mehr ganz legal zugeht.

So schreibt Johann Osel am 26. März unter dem Titel »Kameraden im Klassenzimmer« auf www.sueddeutsche.de/politik: »Es sollte ein Informationstag über ›marktgängige Berufe bei der Bundeswehr‹ werden, (...) so hatte es zumindest – und zwar ausschließlich – im Konzept der Bundeswehr gestanden, das Schulleiter Axel Böhm im Vorfeld erhalten hatte. Dass neben kriegsfernen Berufen wie Mechaniker oder Bürokaufmann auch ein Schießsimulator eine Rolle spielen würde, ahnte vorher keiner. Und erst recht nicht, dass die Schüler dort mit Handfeuerwaffen Zielübungen machen dürften, darunter – entgegen den Vorschriften der Bundeswehr – sogar Minderjährige. (...) Einige Monate zuvor hatte ein Soldat (...) in einer anderen Kaserne vor begeisterten Achtklässlern aus Ostholstein geprahlt, als er das computeranimierte Schieß-Kino vorführte: ›Tausend Mal besser als die Spielkonsole zu Hause.‹«

Innerhalb von sieben Stunden kamen 80 Kommentare: Jeeves: »Wie lange ist es her, als die Deutschen geschlossen riefen: ›Nie wieder Krieg‹? – Offensichtlich schon zu lange.« gauni 2002: »ist das die vorbereitung auf den dritten weltkrieg? – das werben von jugendlichen für den militärdienst hatten wir doch schon mal vor vielen vielen jahren.« TheBORG: »Auf der einen Seite wollen'se Ballerspiele verbieten und dann kommt der staatlich organisierte Schießsimulator für Schüler auf Tournee. Was für heuchlerische Hippokraten!« mister-macintosh: »Ich verstehe die Aufregung nicht. – Die Bundeswehr ist doch eine gute Einrichtung, in der sich viele Karriereoptionen bieten. Diese den Schülern nahezubringen ist doch nicht verkehrt. – Und wenn volljährige Schüler kurz in den Schießsimulator hüpfen geht die Welt auch nicht gleich unter. Solang das nur Gimmick zum restlichen Programm bleibt.« baeren-toeter82: »Nur so zur Erinnerung – ganz besonders für unsere ›roten Socken‹ hier im Cafe-Sued: Als ich 1981 oder 1983 durch die andere Republik reiste, las ich immer wieder am Wegesrand: ›Friede muss bewaffnet sein, deshalb lieben wir unsere NVA‹. – Warum sollen wir unserer Bundeswehr den Weg zur Liebe unserer Kleinen verbauen?« A.Hauss: »Ja dann bitte doch ganz realistisch: auch ein wenig getötet werden simulieren, und doch vielleicht auch ein wenig Schmerzensgeschrei oder Todesschreie. Und dann aber für wirklichen Realismus auch ein ordentliches Maß an Leichengeruch, Geruch von zerfetzten Därmen und so. – WENN schon BuWe in die Schulen kommt, dann MIT diesem Realismus. Nur hat die BuWe dort nichts verloren. Soldatsein ist nicht ein Beruf wie jeder andere, auch wenn uns das suggeriert werden soll.«

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