Ein Anfang

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 1 Min.

Der Begriff »historisch« wurde gestern arg strapaziert. Nicht allein von jenen, die den neuen START-Vertrag in Prag unterzeichnet haben. Dabei ist noch gar nicht sicher, dass er in herbstlichen Wahlkampfzeiten auch die Washingtoner Ratifizierungshürden nehmen kann. Aber natürlich ist jeder Schritt hin zum Abbau der atomaren Arsenale nur zu begrüßen. Da sich neun von zehn Kernwaffen heute in US-amerikanischer und russischer Hand befinden, sind die beiden mit Abstand größten Nuklearmächte in besonderer Bringepflicht. Dass sie in zähen Verhandlungen nach der von USA-Präsident Obama im Vorjahr verkündeten Vision einer atomwaffenfreien Welt in diesen Frühlingstagen ein Nachfolgeabkommen für die Reduzierung strategischer Offensivwaffen vereinbaren konnten, ist angesichts der langen Eiszeit in ihren bilateralen Beziehungen fraglos ein gutes Zeichen. Und Voraussetzung für weiterreichende Abrüstungsschritte.

Denn dieser Vertrag greift längst nicht so weit, wie es angesichts militärisch unsinniger und auch politisch verheerender atomarer Overkill-Kapazitäten notwendig wäre. Er ist vor allem ein Rüstungskontrollvertrag, der ohnehin nur den kleineren Teil aller nuklearen Sprengköpfe erfasst. Die in den nächsten sieben Jahren ausgesonderten müssen wie ihre Trägersysteme nicht einmal verschrottet werden. Moskau dürfte die Zahl Letzterer absurderweise sogar erhöhen. Auch »historisch« ist eben immer relativ.

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