Storch Heinar ärgert Thor Steinar
Ein in der rechten Szene beliebtes Modelabel verklagt seine erfolgreiche Persiflage
Eine der liebenswerten Eigenheiten des Schweriner Landtags sind seine ständigen Klamottenprobleme. Mal erscheint ein Extremparlamentarier in würdeloser Kluft, mal muss die Logo-Kommission eruieren, welche Stickabzeichen gegen den Geist der Landesverfassung verstoßen. Dazu kommen die Skandälchen um die kontroversen Bekleidungsgeschäfte, die zu tätigen im Schloss offenbar zum guten Ton gehört: Nachdem NPD-Recke Birger Lüssow seinen Rostocker Szeneshop »Dickkoepp« gegen die Wand gefahren zu haben scheint, bekommt nun SPD-Gegenspieler Mathias Brodkorb Ärger.
Seitenscheitel, Stahlhelm
Die vom stellvertretenden Fraktionschef mitverantwortete Satire-Marke »Storch Heinar«, ein Nebenprojekt des Projekts »Endstation Rechts«, verletze ihre eigene Marke »Thor Steinar«, klagte die Firma Mediatex. Die Erfinderin der »in der rechten Szene beliebten« Kleidermarke hatte damit sogar Erfolg: Das Landgericht Nürnberg-Fürth ließ die Klage zu, am 23. Juni wird verhandelt.
Dass Heinar, der sozial wie körperlich unterprivilegierte Fantasie-Storch, den man zum Beispiel bei Youtube im Internet belauschen kann, auf den fantasie-nordischen Thor Steinar anspielen soll, ist offensichtlich. Und gut gemacht: In seinen sächselnden Tiraden bewegt sich Heinar immer zwischen Bedrohlichkeit, Lächerlichkeit und Erregung von Mitleid. Schon dass wir überhaupt von ihm erfahren, liegt an seiner defizitären Persönlichkeit: Um mit nach Afrika zu fliegen war er zu schwach – und den »Vogelzug« für Flügelkranke hat er durch Trödeln verpasst.
So muss Heinar im Lande bleiben und seinen einsamen Storchenkampf kämpfen. Dabei hat sich der Langschnabel mit Seitenscheitel, Zweifingerbart und Stahlhelm, der inzwischen T-Shirts, Taschen, Schals und sogar Hundebekleidung schmückt, eine wachsende Fangemeinde erschnarrt.
Die »güldene Edition«
Nachdem Mediatex zunächst damit gescheitert war, sich die Markenrechte an dem Vogel zu sichern, folgte die Klage. Er werde sich davon allerdings nicht beeindrucken lassen, erklärt der Storch im Internet. Und sein PR-Team beginnt, den Fall zu vermarkten. Angelehnt an die »Weltpokalsie- gerbesieger«-Leibchen, mit denen in Hamburg einst der FC St. Pauli dem Ruin entkam, gibt es jetzt ein »Weltkriegsverliererbesieger«- Hemd vom Storch.
Eine »güldene Edition«, die in der limitierten Auflage von achtzehn (!) Stück produziert wurde, soll dem Vernehmen nach inzwischen bereits vergriffen sein – zu über 50 Euro pro Stück.
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