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Atomlobbyist

Ralf Güldner / Der E.on-Mana- ger wird Chef des Deutschen Atomforums

Personalie – Atomlobbyist

Wenn sich heute zehntausende Atomkraftgegner zu einer Menschenkette von Brunsbüttel nach Krümmel die Hand reichen, wird Ralf Güldner alles andere als begeistert sein. Sein Arbeitgeber, die E.on Kernkraft GmbH, Europas größter privater AKW-Betreiber, ist Miteigentümer der beiden besonders störanfälligen Uralt-Reaktoren.

Auch in seiner neuen Funktion – Mitte der Woche wurde er zum neuen Präsidenten des Deutschen Atomforums gewählt – wird er dem wieder mächtig aufstrebenden Protest gegen die Kernenergie mit Sorge entgegenblicken. Der Atommanager, Jahrgang 1953, will nämlich als oberster Lobbyist der Branche dazu beizutragen, dass die anstehenden Verhandlungen über längere AKW-Laufzeiten mit der schwarz-gelben Bundesregierung zu einem aus Sicht der Konzerne vollen Erfolg werden. Die Meiler sollen möglichst viele Jahre zusätzlich laufen und die Extraprofite weitgehend bei E.on, Vattenfall & Co. verbleiben.

Güldner kann auf eine langjährige Erfahrung in der Beeinflussung der Politik zurückgreifen. Der promovierte Chemiker betätigt sich neben seinem Berufsleben, das ihn als Leiter des Brennelementegeschäfts beim Anlagenbauer Siemens und bei Areva NP zum Energieriesen E.on geführt hat, seit langem als offensiver Lobbyist und »internationaler Netzwerker«. Von 2003 bis 2006 war er Bundesvorsitzender der Kerntechnischen Gesellschaft – eine mit dem Atomforum verzahnte Lobbyorganisation, die sich auf technisch-wissenschaftliche Fragen konzentriert. Danach war er zwei Jahre lang Vorsitzender der World Nuclear Association und steht derzeit dem europäischen Branchenverband FORATOM vor, der die Verantwortlichen in Brüssel im Sinne der Atomkonzerne beackert.

Schwarz-Gelb wird indes stark vom Widerstand der Bevölkerung gegen die gefährliche, unpopuläre Technologie unter Druck gesetzt. Güldners Ernennung zum Chef des Atomforums nehmen die Atomkraftgegner gelassen und mit Humor. Jochen Stay, Sprecher der Kampagne »ausgestrahlt«, weist darauf hin, dass Güldner bei E.on auch für den Rückbau von Atomkraftwerken zuständig ist. »Das ist eine Kernkompetenz, die die Atomindustrie in den nächsten Jahren brauchen wird.«

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