Hohe Warmwasser- und Heizungskosten - was ist zu tun?

Mietrechtsprobleme

  • Lesedauer: 4 Min.

Nach der Modernisierung hatte eine Bekannte hohe Heiz- und Warmwasserkosten. Was könnten die Ursachen sein und was kann man da tun?
Regina T., Berlin

Zuerst ist einmal das Heizungsverhalten der Bekannten näher zu untersuchen, und zwar objektiv. Rechtsberatern wird vom Rat suchenden Mieter immer mitgeteilt, dass der Mieter selbst sehr sparsam ist und eigentlich die hohen Verbräuche nicht verursacht haben kann. Die Ursache kann nicht immer gleich gefunden werden. Die Suche danach setzt die beharrliche und wahrheitsgetreue Mitarbeit des Mieters voraus.

In einem Fall gab es einen simplen Ablesefehler, den die Mieterin auf dem Protokoll als richtig unterschrieben hatte: Warmwassermenge im strittigen Jahr sagenhafte plus 110 Kubikmeter für eine Person. Im Folgejahr waren es minus 90 Kubikmeter! Die hunderter Stelle wurde falsch aufgeschrieben.

Mögliche Ursachen für extrem hohe Wasser- und Abwasserkosten:

1. Eine alleinstehende Mieterin sollte täglich zwischen 300 und 600 Liter Wasser verbraucht haben. Sie behauptete beharrlich, dass sie sparsam ist. Die tägliche Notierung des Zählerstandes vom Wohnungswasserzähler bestätigte die Wassermengen. Ursache war eine defekte Toilettenspülung, deren eingebauter und sehr leiser Sparspülkasten sich alle 10 Minuten entleerte.

2. Eine ältere Dame beschwerte sich über den hohen Wasserverbrauch und meinte, der Zähler sei nicht in Ordnung. Im konkreten Fall wurde die Mieterin beauftragt, täglich ihre einzelnen Wasserentnahmen aufzuschreiben (Vollbad, Dusche, Waschmaschine, Geschirrabwasch/Geschirrspüler, Wohnung gewischt, Toilettenspülung). Hier war es die alte Waschmaschine, mit der die Dame für die Verwandtschaft regelmäßig die Wäsche wusch.

Die täglich notierten Zählerstände mit den Notizen über die Wasserverbräuche des Tages brachten hier die Klärung der Ursache.

Was, wenn erheblich mehr Heizungskosten als in der identischen Nachbarwohnung auftreten?

Die Mieterin einer Einraumwohnung beschwerte sich, dass sie 300 Euro mehr für Heizung ausgeben muss als die Nachbarin, obwohl beide »gleich sparsam« sind.

Die Nachfrage ergab letztendlich, dass die Mieterin mit dem hohen Verbrauch nur bei offenem Fenster (im abgekühlten Wohnraum) schlafen kann, während die Nachbarin auch im warmen Zimmer keine Einschlafprobleme hatte. Die Nachbarin hatte das Fenster in der Nacht geschlossen und die erste Mieterin hatte es ständig angekippt.

Mögliche Ursachen für extrem hohe Heizungskosten:

1. Ein Mieter meinte, dass seine Heizkostenabrechnung nicht stimmen kann. Er war zur Jahresmitte eingezogen und hatte unverhältnismäßig hohe Kosten. Als Ursache stellte sich die fehlerhafte Betriebskostenabrechnung heraus. Die Abrechnungsfirma hat nicht die Einzugswerte von der Jahresmitte für die Abrechnung des Mieters eingesetzt, sondern die Werte vom gesamten Betriebskostenjahr.

Eine zusätzliche Überprüfung der Heizkostenverteiler (Kostenrisiko des Mieters war hier etwa 33 Euro, wenn seine Behauptung falsch gewesen wäre) durch die Fachfirma ergab zusätzlich, dass einer der Funkheizkostenverteiler zum Jahreswechsel nicht genullt hatte.

Deshalb die dringende Bitte an alle Mieter: Lesen Sie mindestens kurz vor und kurz nach dem Jahreswechsel alle Messgeräte in der Wohnung ab, notieren Sie alle Zahlen (Raum, Gerätenummer, Datum, Messwerte) und heben Sie die Ablesezettel mindestens zwei Jahre auf (zusammen mit den anderen Mietunterlagen)! Noch besser ist es, wenn die Mieter je Quartal einmal ablesen und die Werte notieren. Wenn es Streit gibt, dann existieren zumindest konkrete Verbrauchswerte.

2. In einem ganz anderen Fall hatten fast alle Mieter eines Hausaufgangs die Löcher für Entlüftung im Bad überklebt. Nur ein Mieter nicht. In seiner Wohnung lag nun die gesamte Saugleistung der Hausentlüftung an und pumpte die Wärme aus seiner Wohnung heraus. Erst die Wiederöffnung der Entlüftungsschlitze in den anderen Wohnungen und eine Reduzierung der Absaugleistung führte zur Normalisierung der Heizkosten des einzelnen Mieters.

Es sollte immer vorab geklärt werden, ob hohe Heizkosten durch bauliche Mängel (undichte Fenster und/oder Türen, starke Absaugung, zu geringe Wärmedämmung wegen dünner und/oder feuchter Hauswände), extremen Leerstand oder individuellen Wärmebedarf verursacht worden sind.

Erst nach Abklärung der Randbedingungen kann die Frage nach der Verantwortung für die hohen Kosten beginnen: Liegen die Ursachen im Verantwortungsbereich des Vermieters oder des Mieters oder beider?

HARTMUT HÖHNE

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal