Taliban drohen Ausländern

Verstärkte Angriffe angekündigt / Karsai nach Washington

  • Lesedauer: 2 Min.

Bei Gefechten und Anschlägen sind in Afghanistan mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen. Die Taliban kündigten ein verstärktes Vorgehen gegen Ausländer an. Die Bundesregierung bekundete die Absicht, die Opfer des Kundus-Bombardements endlich zu entschädigen.

Kabul/Berlin (dpa/AFP/ND). Wie ein Sprecher der afghanischen Armee mitteilte, haben Kämpfer der Taliban am Sonntag in der westlichen Provinz Herat vier Angehörige einer regierungstreuen Stammesmiliz enthauptet. Den Angaben zufolge hatten sich die Männer einem Selbstmordkommando der Taliban in den Weg gestellt, das eine US-Militärbasis angreifen wollte. Anschließend seien afghanische und amerikanische Soldaten ausgerückt und hätten zehn Aufständische getötet.

Die Taliban hatten am Sonnabend eine Gewaltoffensive gegen Ausländer und »ihre Stellvertreter« angekündigt. Die Offensive mit dem Namen Faath (»Sieg«) werde am heutigen Montag beginnen und richte sich gegen Diplomaten, Mitglieder des afghanischen Parlaments, ausländische Soldaten und ausländische Unternehmer, hieß es in der Mitteilung, die bei AFP einging. Die Taliban kündigten Erschießungen, Entführungen und Sprengstoffangriffe an.

Unterdessen wurde bekannt, dass Präsident Hamid Karsai in den nächsten Tagen in Washington erwartet wird, wo er am Mittwoch mit US-Präsident Barack Obama zusammentreffen soll. Beobachter werten die Visite als Versöhnungsbesuch, da Karsai kürzlich mit mehreren Aussagen Ärger bei der US-Regierung ausgelöst hatte. So behauptete er, hinter den Manipulationen bei der Präsidentenwahl im vergangenen Jahr hätten ausländische Kräfte gesteckt.

Die ausländischen Truppen sind nach seiner Einschätzung noch »meilenweit« von einem Erfolg entfernt. In der »Washington Post« vom Samstag, schrieb Karsai, weite Teile des Landes seien nach wie vor unsicher.

Die Bundesregierung will die Angehörigen ziviler Opfer des Luftschlags bei Kundus offensichtlich in nächster Zeit endlich entschädigen. Für die individuelle Wiedergutmachung stehen der Bundeswehr nach einem Bericht des »Spiegel« insgesamt 400 000 Euro zur Verfügung. Bei den von deutscher Seite befohlenen Luftschlägen auf zwei Tanklaster waren am 4. September 2009 bei Kundus vermutlich 142 Menschen getötet worden. Wie viele Zivilisten darunter waren, ist bis heute unklar. Pro Todesfall seien 4000 Euro im Gespräch, die als »finanzielle Leistung, auch in Raten, oder als Sachleistung« – etwa mit dem Ankauf von Rindern – abgewickelt werden könnten. Angehörige sollen »ohne Anerkennung einer Rechtspflicht« entschädigt werden.

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