Wählerische Rauke, durstige Paprika

  • Brigitte Müller, Hobbygärtnerin und Umweltautorin
  • Lesedauer: 3 Min.

Mein Garten hat eine neue Bewohnerin; sie kam von ganz allein (wie, das wird ihr Geheimnis bleiben). Vor Jahren hatte ich vergeblich versucht, sie anzusiedeln. Freiwillig gekommen, wird sie hoffentlich Dauergast: die schmucke Dame mit dem klangvollen Namen Alliaria petiolata, die zudem noch köstlich schmeckt. Sie hat verschiedene profane Namen wie Hasenkohl, Waldknoblauch, Knoblauchhederich oder Knoblauchrauke, die darauf hinweisen, dass sie keine Verwandte des Knoblauchs ist, sondern ein Kreuzblütler. Ihr mildes Aroma wird auch jenen gefallen, denen Knoblauch zu scharf und dessen Geruch unangenehm ist. Die in ihr enthaltenen Senföle machen sie geruchsneutral. Der wilde Frühjahrsbote, der im Mai blüht, wirkt wie seine Namensvettern aus der Lauchfamilie Bärlauch und Knoblauch durchblutungsfördernd und antibakteriell. Er wird als alte Heilpflanze auch gegen Ekzeme, Asthma und Bronchitis eingesetzt.

Alliaria petiolata ist ein Wildling aus lichten Wäldern, liebt also den Halbschatten, wächst am Rande von Hecken und Büschen. Wo es ihm gefällt, wird er bis zu einen Meter hoch. Seine herzförmigen gezackten Blätter können leicht 20 Zentimeter lang und 15 Zentimeter breit werden (Foto B. Müller). Die weißen Blüten, Blätter und grüne Samenschoten ergeben mit Gänseblümchenblättern und -blüten, abgerundet mit frischem Zitronensaft, eine rundum gesunde Kräuterbutter, die man auch mit Honig oder Gelee probieren sollte.

Mehr Mühe muss sich machen, wer Paprika nicht nur aus der Kaufhalle, sondern auch aus dem Garten auf den Tisch bringen möchte. Aber der Versuch lohnt sich. Das Nachtschattengewächs Capsicum annum hat relativ spät nach seiner Einführung aus Mittelamerika durch die Spanier seine Gemüselaufbahn begonnen. Anfangs war es ein preiswerter Pfefferersatz und eine Zierpflanze mit bunten Beeren, die botanisch gesehen Schoten sind. Erst im 19. Jahrhundert wurde begonnen, die Schärfe aus den Schoten zu züchten. Inzwischen gibt es die unterschiedlichsten Formen, Größen und Farben (grün ist keine Sorte, sondern immer unreife Früchte). Sie sind erstaunlich Vitamin-C-haltig, zwischen 150 und 400 Milligramm je 100 Gramm.

Paprika liebt Sonne und Wärme. Wer ihn im Freiland kultiviert, muss auf einen heißen Sommer hoffen. Erfolgreicher angebaut wird dieses Gemüse im Gewächshaus oder in einem Frühbeet, wo gute Wuchsbedingungen (lockerer, nährstoffreicher Boden) geschaffen werden können. Oder in einem Kübel auf dem Südbalkon, dabei muss auf regelmäßige Wasserversorgung geachtet werden. Dursten verzeiht die Pflanze kaum. Die erste Blüte, die sogenannte Königsblüte, wird entfernt, um Blüten- und Fruchtansatz deutlich zu steigern. Außerdem ist die noch halbwüchsige Pflanze meist zu schwach, um die sich entwickelnde Frucht zu tragen. Paprika kann auch grün geerntet werden, was den Fruchtansatz ebenfalls fördert. Und wer dem knackigen Gemüse gute Gesellschaft gönnen will, pflanzt Kapuzinerkresse, Lauch oder Sellerie in seine Nähe.

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