Deutsche Firmen gewinnen

Rekordeinnahmen für Unternehmen durch Engagement am Kap

  • Ronny Blaschke, Kapstadt
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Symbol ist in bester Lage zu besichtigen, zwischen Tafelberg und dem Atlantischen Ozean. Mit seiner geschwungenen Dachkonstruktion schmiegt sich das Greenpoint-Stadion, einer der Hauptschauplätze der WM, in die Kulisse Kapstadts. Entworfen wurde es von den Hamburger Architekten Gerkan, Marg und Partner. »Eins von vielen Beispielen für den Einfluss deutscher Unternehmen an der WM«, sagt Heiko Schwiderowski, Leiter der Afrika-Abteilung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). »Nie zuvor hat sich die deutsche Wirtschaft mit einem so hohen Volumen an einem Sportereignis beteiligt.«

Schwiderowski beziffert das Auftragsvolumen deutscher Firmen rund um die WM auf rund 1,5 Milliarden Euro, 15 000 Arbeitsplätze würden geschaffen oder gesichert. Insgesamt hat Südafrika drei Milliarden Euro in Maßnahmen investiert, die direkt in Verbindung zur WM stehen, darüber hinaus flossen zwanzig Milliarden Euro in die Infrastruktur. Die Kooperationen waren bei eigens organisierten Messen entstanden, als Gastgeber der WM 2006 war für die Deutschen in Organisations- und Sicherheitsfragen ohnehin eine tragende Rolle vorgesehen. »Wir haben eine Verantwortung gegenüber dem Gastgeber«, sagt Horst Schmidt. Der langjährige Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes ist einer der wichtigsten Berater Südafrikas. Feuerwehrleute, Polizisten, Entwicklungshelfer, Fanexperten und Ökonomen reisten regelmäßig ans Kap.

Neben Gerkan, Marg und Partner, das für 400 Millionen Euro an den Stadionbauten in Kapstadt, Port Elizabeth und Durban beteiligt war, sicherten noch andere deutsche Firmen die Errichtung der Arenen: Das Stuttgarter Ingenieurbüro Schlaich Bergermann und Partner kümmerte sich um die Dachkonstruktionen, Osram um die Lichttechnik. MAN und Daimler steuerten tausende Fahrzeuge bei, der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen half mit Antriebstechnik für 700 Fahrzeuge. »Auch der Profit kleiner und mittelständischer Unternehmen ist enorm«, berichtet Heiko Schwiderowski. Eschenbach Zeltbau aus Oberfranken hatte den größten Auftrag seiner Firmengeschichte erhalten: Für die WM wurden 85 Zelte geordert. Gesamtfläche: 90 000 Quadratmeter, Auftragsvolumen: fünf Millionen Euro.

Hinzu kommen Beteiligungen an nachhaltigen Projekten wie am Ausbau von Verkehrswegen und an der Verbesserung der Energieversorgung. Wichtigste Investition: der Bau des Gautrain, eines Schnellzuges, der auf achtzig Kilometern Johannesburg und Pretoria verbindet. Untertage-Fahrzeuge, Spezialbohrer und Bahnhofsbeleuchtung kamen aus Deutschland. Allein Siemens hatte für direkte und indirekte WM-Maßnahmen eine Milliarde Euro erhalten, achtzig Prozent in der Energieversorgung.

»Die Weltmeisterschaft festigt die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Südafrika und Deutschland enorm«, sagt Dieter Haller, Leiter der deutschen Botschaft in Pretoria. Laut dem Statistischen Bundesamt beliefen sich die Exporte Deutschlands 2009 auf 5,9 Milliarden Euro, damit liegt die Kaprepublik auf Rang dreißig der wichtigsten Bezieherländer deutscher Waren und Dienstleistungen, die Importe aus Südafrika umfassten 3,7 Milliarden Euro. Rund 700 deutsche Firmen waren 2009 in Südafrika tätig, mit einem geschätzten Umsatz von zwanzig Milliarden Euro.

»Die WM hat vielen Unternehmen, die vorher nie an Afrika gedacht haben, eine Tür geöffnet«, sagt Heiko Schwiderowski vom DIHK. Langfristig rechnet er mit einem wachsenden Einfluss und steigenden Touristenzahlen. Die deutsche Wirtschaft braucht die Südafrikaner als Fürsprecher: 2014 findet die WM in Brasilien statt, zwei Jahre später ist Rio de Janeiro Schauplatz der Olympischen Sommerspiele. Heiko Schwiderowski: »Dann könnte das Auftragsvolumen von Südafrika noch einmal gesteigert werden.«

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