Staatsaffäre um Super-Adler

Nigerias Präsident löst den Fußballverband auf, nun prüft die FIFA

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Der WM-Absturz der sieglosen »Super Eagles« ist zu einer Staatsaffäre mit Skandalcharakter geworden: Nigerias Präsident Goodluck Jonathan hat den Fußball-Verband des westafrikanischen Landes (NFF) überraschend aufgelöst und die Nationalmannschaft für die kommenden zwei Jahre von allen internationalen Wettbewerben zurückgezogen. Grund dafür sei die schlechte Leistung der »Super Eagles« bei der WM in Südafrika. In den vergangenen Jahren zählte der zweimalige Afrika-Champion zu den führenden Mannschaften des Kontinents. Bei der WM boten die »Super Eagles« aber eine dürftige Vorstellung. Nach Niederlagen gegen Argentinien (0:1) und Griechenland (1:2) sowie einem Remis gegen Südkorea (2:2) folgte früh das Aus. Nun soll der Fußball in Nigeria von Grund auf neu organisiert werden.

Der Weltverband FIFA wurde noch am Mittwochabend von der nigerianischen Regierung offiziell per Brief informiert und prüft nun den Fall. »Wir sind noch weit davon entfernt, Sanktionen zu ergreifen. Wir untersuchen diese Angelegenheit. Weitere Schritte werden ergriffen, sobald dies erforderlich ist«, sagte Mediendirektor Nicolas Maingot gestern in Johannesburg. Auf die Frage, ob Nigeria von der WM 2014 in Brasilien ausgeschlossen werden könnte, antwortete der Franzose: »Es ist viel zu früh, dazu Stellung zu nehmen.«

Die FIFA steckt dabei in einem Dilemma. Die härteste Strafe, die die Statuten des Verbandes vorsehen, ist ein Ausschluss. Nigeria hat sich jedoch erst einmal selbst ausgeschlossen. Bei einer Einmischung der Politik in Fußballbelange fährt der mächtige Weltverband unter seinem Vorsitzenden Joseph Blatter einen rigorosen Kurs und hat schon mehrfach nationale Verbände vorübergehend ausgeschlossen.

Erst kürzlich hatte Blatter Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy und andere Politiker der »Grande Nation« vor jeder Form der Einmischung in die Angelegenheiten des nationalen Fußball-Verbandes gewarnt. »Politische Einmischung wird von der FIFA geahndet werden. Der französische Fußball kann sich auf die FIFA verlassen, sollte es eine Einmischung geben, auch auf präsidialer Ebene«, sagte der Schweizer. Auch in Frankreich war die Aufarbeitung des sportlich wie disziplinarisch desaströsen Auftritts der »Bleus« bei der WM in Südafrika in den vergangenen Tagen zur Staatsaffäre geworden.

WM-Chefplaner Danny Jordaan erklärte: »Was in Frankreich passiert, ist in gleicher Weise eine Intervention wie in Nigeria. Die FIFA hat klare Regeln, wie sie damit umgeht.« In Nigerias Fußballverband NFF regierte am Mittwoch das Chaos. Die Zeitung »Next« berichtete, dass Präsident Jonathan angeordnet habe, die Büros des Verbandes zu versiegeln und die Mitarbeiter nach Hause zu schicken. Bewaffnete Polizisten sicherten den Eingang der NFF-Zentrale. Nach dem Willen des Präsidenten soll ein neues »Nigeria Football House« erbaut werden, in dem in Zukunft die Nigeria Football Association residiert. dpa/ND

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