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Wulff will jetzt Brücken bauen

Neuer Bundespräsident verteidigt Parteienstaat und lobt die Bundesregierung

  • Lesedauer: 3 Min.
Der neue Bundespräsident Christian Wulff ist am Freitag in Berlin vereidigt worden. In seiner Antrittsrede erklärte Wulff, er wolle Brücken in der Gesellschaft bauen. Er war am Mittwoch als Kandidat von CDU, CSU und FDP erst im dritten Wahlgang mit absoluter Mehrheit von der Bundesversammlung als zehntes Staatsoberhaupt der Bundesrepublik gewählt worden.

Berlin (Agenturen/ND). In seiner ersten Rede als Bundespräsident unmittelbar nach seiner Vereidigung sagte Christian Wulff bei einem Festakt von Bundestag und Bundesrat im Berliner Reichstag: »Mir ist es wichtig, Verbindungen zu schaffen: zwischen Jung und Alt, zwischen Menschen aus Ost und West, Einheimischen und Zugewanderten, Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Arbeitslosen, Menschen mit und ohne Behinderung.«

Wulff verteidigte das Parteiensystem in Deutschland gegen Kritik. Die Parteien und ihre Jugendorganisationen seien »viel besser als ihr Ruf«. Er wolle die Menschen dafür begeistern, sich wieder stärker an der politischen Willensbildung zu beteiligen.

Besonders will sich Wulff für ein besseres Miteinander der Kulturen engagieren. Die Deutschen müssten offen sein für die Zusammenarbeit mit allen Teilen der Welt. »Dazu müssen wir andere Kulturen besser kennen und verstehen lernen, müssen wir auch hier auf andere zugehen und den Austausch verstärken. »Das können wir schon hier bei uns einüben, in unserer Bundesrepublik, in unserer bunten Republik Deutschland.« Die Vielfalt in Deutschland sei »zwar manchmal auch anstrengend, aber sie ist immer Quelle der Kraft und der Ideen und eine Möglichkeit, die Welt aus unterschiedlichen Augen und Blickwinkeln kennenzulernen«, betonte der neue Bundespräsident.

Der Bundesregierung bescheinigte Wulff in der Finanz- und Wirtschaftskrise gute Arbeit: »Durch rasche und besonnene Entscheidungen ist es gelungen, die Folgen der Krise deutlich abzufedern.« Jetzt müsse dafür gesorgt werden, dass sich Krisen diesen Ausmaßes nicht wiederholten. »Darum ist es wichtig, die Verursacher der Bankenkrise in Haftung zu nehmen und den Finanzmärkten endlich gute Regeln zu geben.« Dies könne »nur in europäischer und in internationaler Zusammenarbeit gelingen«.

Wulff, der für seine Antrittsrede viel Beifall erhielt, sagte, er wisse um die große Verantwortung, die das Präsidentenamt mit sich bringe. »Ich bin dankbar dafür, nun in diesem Amt dienen zu dürfen – Deutschland und den Deutschen und allen Menschen, die hier leben.« Zugleich dankte er seinen Gegenkandidaten Luc Jochimsen (LINKE) und Joachim Gauck (SPD/Grüne) für den »fairen Wettbewerb« der vergangenen Wochen. Seinem Amtsvorgänger Köhler dankte Wulff für dessen Einsatz für Deutschland. »Der Kummer über Ihren Rücktritt hat noch einmal gezeigt, wie nah Sie unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern waren.« Köhlers Engagement für Afrika habe viel bewegt.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sagte über den Ende Mai wegen Kritik an einer Äußerung über den Bundeswehreinsatz in Afghanistan zurückgetretenen Wulff-Vorgänger Köhler: »Er hat die Menschen, ihre Sorgen und Nöte ernst genommen, und sie danken es ihm mit anhaltender Zuneigung.« Köhler habe es »sich nicht leicht gemacht und der sogenannten politischen Klasse manchmal auch nicht. Das hat viel mit der eigenen Beharrlichkeit zu tun.« Köhler hatte bei der Rede Lammerts Tränen in den Augen.

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