Eine Stiftung als Rettung

Lübeck: Uni-Präsident legt Gegenplan vor

  • Dieter Hanisch, Lübeck
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Universität Lübeck hat unter der Androhung der CDU/FDP-Landesregierung, die medizinische Fakultät in der Hansestadt zu schließen, ein eigenes hochschulmedizinisches Sparkonzept vorgelegt. In der kommenden Woche will das Kabinett in Kiel das Thema ein letztes Mal vor den Sommerferien behandeln.

Lübecks Uni-Präsident Peter Dominiak will mit einem eigenem Vorschlagpapier nicht nur den Erhalt der Universität sichern, sondern auch mehr Unabhängigkeit von der Landespolitik herstellen. Dazu will er die Uni der Hansestadt in eine Stiftung des öffentlichen Rechts umwandeln, wofür Spenden in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe aufgebracht werden müssten.

Diese Idee ist nicht neu, doch die frühere Große Koalition in Schleswig-Holstein konnte dem Vorstoß nichts abgewinnen. Lediglich die Landes-FDP fand den Vorschlag irgendwie schon immer charmant. Nun stellen die Liberalen gemeinsam mit der CDU die Regierung, und mit dem schwarz-gelben Spardiktat kommt plötzlich Bewegung in die Hochschullandschaft nördlich der Elbe.

Dominiak schlägt vor, dass Lübeck und Kiel die Zahl der Erstsemesterstudenten für Humanmedizin reduzieren. Der Kieler Uni-Präsident Gerhard Fouquet lehnte dies in einer ersten Reaktion ab, weil dem Forschungswesen dann die Konkurrenzfähigkeit verloren ginge. Dominiak will künftig vor allem beim Hochschulpersonal flexibler vorgehen und einsparen. Bisher sei es bundesdeutsche Praxis, bei der Anstellung im medizinischen Sektor Verträge für Forschung, Lehre und Krankenversorgung auszustellen. Hier will Dominiak nach Ende der laufenden Verträge »wissenschaftliches Personal abschmelzen«. Das Universitätsklinikum (UKSH) soll zwar keine Betten abbauen, dafür bestünde künftig aber Handlungsspielraum beim Personalwesen.

Die Vorstandsetage des UKSH reagierte auf Dominiaks Vorschlag verschnupft, weil das vorgestellte Konzept nicht abgestimmt wurde. Noch für diese Woche forderte Dominiak von der Landesregierung ein Signal, wie es mit der Uni Lübeck weitergehen soll.

Der Wissenschaftsrat in Berlin entschied unterdessen, dass in Lübeck ein Gehirnzentrum mit 19 Millionen Euro an Bundesmitteln entstehen soll. In der Prioritätenliste ist das Vorhaben an dritter Stelle aufgeführt. Und es würde unter dem Vorbehalt, dass der Medizin-Fokus nicht abgewickelt wird, weitere entsprechende Kompetenz in den Norden locken. Zudem entstünden mindestens 100 weitere Arbeitsplätze, heißt es.

In der kommenden Woche will das CDU/FDP-Kabinett in Kiel das Thema ein letztes Mal vor den Sommerferien behandeln. Dann sollen seitens der Uni Lübeck über 50 000 Unterschriften gegen die Kieler Sparpläne für die Hochschule übergeben werden.

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