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Waffenkenner schießt sich selbst ab

Ein Fachmann des Dresdner Militärmuseums veröffentlichte sein neues Buch im NPD-Verlag

  • Hendrik Lasch, Dresden
  • Lesedauer: 2 Min.
Ein Mitarbeiter des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr hat ein Buch über das Kriegsende im Verlag der NPD veröffentlicht. Das Dresdner Haus geht auf Distanz.

Tyr hieß der germanische Gott des Krieges. Nach ihm ist eine Editionsreihe des »Deutsche Stimme«- Verlags benannt, der in Riesa ansässig ist. In dieser Reihe erschien unlängst ein Buch mit dem Titel »Sachsen 1945«, das sich mit dem Ende des II. Weltkriegs befasst. Der Autor Wolfgang Fleischer ist ausgewiesener Kenner der Materie und seit Jahrzehnten Mitarbeiter am Militärmuseum in Dresden.

Aufsehen jenseits von Expertenkreisen erregt das Buch, weil der Verlag, in dem es erschien, der NPD gehört. Dessen als »nationales Warenhaus« bezeichneter Versand bewirbt derzeit eine Publikation zum »Kunstschatz des Führers« oder eine CD von »Gigi und den braunen Stadtmusikanten« mit dem Titel »Adolf Hitler lebt«. Im Katalog stehen 23 Bücher Fleischers, so zu Panzern und dem »Letzten Jahr der Waffen-SS«.

Während diese freilich im Dörfler-Verlag erschienen sind, publizierte Fleischer nun im Verlag einer Partei, deren Anführer die Zerstörung Dresdens im Februar 1945 als »Bomben-Holocaust« bezeichnen. Dabei gehörte Fleischer einer Kommission von Experten an, die im Auftrag der Stadt die Opferzahl genauer bestimmen sollte. Ziel war es, die rechtsextreme Vereinnahmung des alljährlichen Erinnerns zu erschweren.

Was Fleischer, der als Zivil-Mitarbeiter der Bundeswehr geführt wird, bewog, ausgerechnet in diesem Verlag zu publizieren, ist bislang sein Geheimnis. Der seit Ende Juni amtierende Museumsdirektor Matthias Rogg hält den Vorfall, der durch einen Zeitungsbericht öffentlich wurde, für »völlig inakzeptabel« und »äußerst unangenehm«. Man habe sich zu »größtmöglicher Transparenz« entschlossen.

Welche Konsequenzen die Buchveröffentlichung und ein Interview, das Fleischer der ebenfalls am äußersten rechten Rand angesiedelten »Deutschen Militärzeitung« gab, für ihn als Angehörigen der Bundeswehr haben wird, ist offen. Der Fall sei zur Bearbeitung weitergegeben, hieß es. Juristische Aspekte soll die Wehrbereichsverwaltung Ost in Straußberg prüfen, inhaltliche das Militärgeschichtliche Forschungsamt in Potsdam. Es scheint nicht ausgeschlossen, dass Fleischer, der Mitarbeiter im Bereich Sammlung ist, sogar entlassen wird. Zur NPD zieht das Museum eine deutliche Grenze und betont außerdem, eine selbstkritische Auseinandersetzung mit der deutschen Militärgeschichte zu praktizieren – anders als Fleischers Ko-Autor Roland Schmieder, der daher nach einem Arbeitsaufenthalt nicht weiter beschäftigt wurde.

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