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Bahn frei
Bernd Kammer meint, auch BVG kann S-Bahn fahren
Nach den Erfahrungen mit der S-Bahn im vergangenen Jahr liegt der Gedanke nahe, das kriselnde Unternehmen ganz unter kommunale Kontrolle zu nehmen. Insbesondere Finanzsenator Nußbaum favorisiert seit längerem die Übernahme durch die BVG, unter deren Regie die S-Bahn im Westteil der Stadt immerhin schon einmal bis 1994 zehn Jahre lang gerollt ist. Wer dagegen mit den hohen Schulden der BVG und erst recht denen des Landes argumentiert, sollte bedenken, dass Berlin der S-Bahn ohnehin jährlich über 230 Millionen Euro zahlt und das Unternehmen vor der Krise fette Gewinne einfuhr. Die Übernahme könnte also langfristig durchaus lukrativ sein.
Der Senat prüft derzeit drei Optionen für die Zukunft der S-Bahn, die ab 2017 nach Auslaufen des S-Bahn-Vertrages umgesetzt werden könnten: die Ausschreibung eines Teilnetzes, woran sich die BVG beteiligen könnte, die Direktvergabe von Linien an die BVG oder den Kauf der S-Bahn durch das Land. Die schlechteste Variante wäre sicherlich die Zersplitterung des Netzes durch die Vergabe an mehrere Betreiber. Aber auch die Vergabe an die BVG ist riskant, entstünde doch dadurch wieder ein Monopolbetrieb mit großer Macht gegenüber dem Eigentümer. Besonders unter den LINKEN ist deshalb die Gründung eines landeseigenen Unternehmens populär, das die S-Bahn übernimmt. Die Bahn lehnt einen Verkauf allerdings ab. Wenn die derzeitige Diskussion um die Zukunft der S-Bahn dazu führt, dass die Bahn aus ihrer Tochter wieder ein Vorzeigeunternehmen macht, wäre jedenfalls schon viel gewonnen.
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