Reis für Afrika bald unbezahlbar

Asiatische Produzenten wollen Preise erhöhen

  • Miriam Mannak, Kapstadt (IPS)
  • Lesedauer: 3 Min.
Den großen Reisländern Asiens droht Afrika als wichtiger Exportmarkt verloren zu gehen, wenn die Preise wie geplant steigen.

Für die Produzenten ist es eine Gratwanderung: Einerseits brauchen die Bauern ein vernünftiges Einkommen. Andererseits muss Reis als Grundnahrungsmittel gerade in Entwicklungsländern bezahlbar bleiben. »Verschiedene asiatische Staaten wollen die Preise anheben, vor allem zugunsten ihrer Bauern. In Thailand arbeiten 80 Prozent der Bevölkerung im landwirtschaftlichen Sektor, das ist ein Großteil der Wählerschaft», sagte Miguel Lima, der als Manager im Reisgeschäft arbeitet. Der gebürtige Mosambikaner kennt den Markt seit 25 Jahren.

Anfang des Jahres hatte der thailändische Bauernverband die Regierung aufgefordert, die Preise zu stützen, nachdem der Weltmarktpreis deutlich gefallen war. Thailand ist nach China der zweitgrößte Reisexporteur der Welt und exportierte 2009 insgesamt zehn Millionen Tonnen Reis, die Hälfte davon nach Afrika. Weltweit hatten Einkäufer Aufträge zurückgehalten, weil sie mit weiteren Preissenkungen rechneten. Die afrikanischen Staaten kauften in den ersten fünf Monaten des Jahres insgesamt 1,4 Millionen Tonnen Thai-Reis. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch fast zwei Millionen Tonnen. Der resultierende Produktionsüberschuss führte zum Preisverfall. Lima wies darauf hin, dass die Preise fielen, nachdem sie 2007 steil in die Höhe gestiegen waren. Bei künstlichen Preisstützungen sei es problematisch, dass »die wichtigsten Käufer afrikanische Staaten sind, die generell nicht viel Geld haben.« »Natürlich sollten die Bauern ein ordentliches Auskommen haben, aber man darf es nicht zu weit treiben. Afrikanische Verbraucher werden keinen Reis kaufen, wenn er zu teuer wird. Sie weichen auf andere Grundnahrungsmittel aus, und der Markt wird einbrechen«, meinte Lima.

Nach Berechnungen der UN-Agrar- und Ernährungsorganisation FAO stieg der durchschnittliche Weltmarktpreis für Reis zwischen 2006 und 2008 um 217 Prozent. Im Mai 2008 erreichte er den Rekordstand von 1038 US-Dollar pro Tonne. Wie sich der Preis in naher Zukunft entwickeln wird, bleibt ungewiss. Erfahrungsgemäß kehrten Verbraucher nicht zu Reis als Grundnahrungsmittel zurück, wenn sie erst einmal auf andere Produkte umgestiegen seien, sagte Lima. Seiner Meinung nach sei dies vor allem eine Preisfrage: Hirse oder Maniok seien einfach billiger. Moses Adewuyi, Abteilungsleiter im nigerianischen Landwirtschaftsministerium, stimmt dem zu. »Sollten die Preise noch einmal so anziehen wie 2007 und 2008, werden die Verbraucher in Nigeria verstärkt Maniok, Mais, Hirse, Kochbananen, Bohnen oder Yamswurzeln kaufen. Nigeria hat, wie andere afrikanische Staaten auch, genug eigene Grundnahrungsmittel, die Reis problemlos ersetzen können, wenn er für den Endverbraucher zu teuer wird.«

»Im vergangenen Jahr fielen die Preise in unserem Land«, sagte Adewuyi. »Jetzt kostet ein 50-Kilo-Sack Reis etwa 450 Dollar. 2007/2008 war es teilweise das Doppelte. Das darf sich nicht wiederholen.« Das Agrarministerium fördert daher den Reisanbau im eigenen Land. Derzeit importiert Nigeria zwei Millionen Tonnen pro Jahr, vor allem aus Thailand. Gleichzeitig ist das Land jetzt schon der größte Produzent auf dem afrikanischen Kontinent, die Eigenproduktion übersteigt bereits die Importe. Adewuyi empfiehlt anderen Staaten, diesem Beispiel zu folgen. Dies ist keine frohe Botschaft für Asiens Reisbauern. Duong Phuong Thao vom Import- und Exportministerium Vietnams, hat aber volles Verständnis für die Forderung der Produzenten nach Preisstützungen. Vietnam produziert jährlich über 24 Millionen Tonnen Reis, ein Drittel für den Export nach Afrika. »Unsere Bauern verkaufen gegenwärtig ihren Reis unterhalb der Produktionskosten, das können sie nicht durchhalten.«

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal