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Muskeltraining vor der Knieoperation

Präoperative Physiotherapie verbessert die Erfolgschancen der Patienten vor einem Eingriff

  • Lesedauer: 2 Min.
Patienten, die sich nach einer Operation mit physiotherapeutischer Hilfe wieder fit machen – das ist klinischer Alltag. Doch eigentlich kommt die Physiotherapie damit zu spät: Viele Patienten würden davon profitieren, wenn sie bereits vor einem operativen Eingriff an ihrer Fitness arbeiten.

In den Niederlanden wurde das Konzept der präoperativen Physiotherapie entwickelt. Wie es aussieht, erläutert die Ergotherapeutin Christine Schaefer in der Fachzeitschrift »physiopraxis« aus dem Georg Thieme Verlag in Stuttgart.

»Gerade bei älteren, gebrechlichen Menschen reicht es nicht, wenn man erst nach der Operation anfängt zu behandeln«, sagt Nico van Meeteren. Der Professor für wissenschaftliche Physiotherapie an der Hochschule Fresenius in Idstein gilt als einer der Vorreiter der präoperativen Physiotherapie.

In der Regel müssen Patienten mehrere Wochen auf geplante Operationen wie onkologische Eingriffe oder den Einsatz eines neuen Hüft- oder Kniegelenks warten. »Diese Zeit kann genutzt werden«, sagt Christine Schaefer und verweist auf niederländische Studien, nach denen das präoperative Training dazu beiträgt, dass die Patienten nach dem Eingriff wieder schneller fit für den Alltag sind. Im Fokus stehen dabei die Leistungsfähigkeit des Atemwegs- und des Herz-Kreislauf-Systems sowie die der Muskeln. Um den funktionellen Status des Patienten vor der OP zu erfassen, reichen die üblichen Untersuchungen jedoch nicht aus. Deshalb werden an mehreren niederländischen Kliniken Screeningverfahren für Stärken und Schwächen eines Patienten erprobt.

Durch gezielte Übungen soll bei der präoperativen Physiotherapie die Fitness der Patienten verbessert werden. Ausdauertraining und Muskelkräftigung stehen dabei ebenso auf dem Programm wie die Erweiterung der Atemkapazität. »Besonders wichtig ist es, dass die Patienten dort trainieren, wo sie leben«, meint van Meeteren. Auch der Alltag biete viele Gelegenheiten, die Ausdauer zu trainieren. So motivieren die Therapeuten ihre Patienten dazu, statt des Lifts die Treppe zu nehmen, im Stehen zu arbeiten oder selbst zur Tür zu gehen, wenn es klingelt. Ältere Patienten sollten möglichst viele alltägliche Verrichtungen selbst ausführen. Das ist auch ein Appell an Angehörige, die dazu neigen, ihnen jede Anstrengung abzunehmen.

Nach dem Motto »Better in – better out« verbessert die präoperative Physiotherapie die Lebensqualität und das körperliche Wohlbefinden der Patienten nach der Operation – das haben die bisherigen Studien gezeigt. »Es geht jedoch nicht nur um den Wohlfühlfaktor«, betont Christine Schaefer. Handfestere Erfolge des frühen Trainings zeigen sich darin, dass die Komplikationsrate nach dem Eingriff sinkt und die Patienten die Klinik früher verlassen können. Besonders deutlich reduzierte sich in den Studien die Zahl der Komplikationen des Atemwegsystems bis hin zu Lungenentzündungen – ein Befund, der nahelegt, dass die präoperative Therapie womöglich sogar die Sterblichkeit nach schweren Operationen verringert.

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