Angeln nach Datenkraken

  • René Heilig
  • Lesedauer: 1 Min.

Kein Wunder, dass das politische Kabarett so im Niedergang begriffen ist. Die Gags kommen ja jetzt direkt von der Regierung. Bis zum Herbst, so hörte man gestern, will die Regierung Maßnahmen beschließen, um Online-Geodienste wie Google Street View stärker zu regulieren. Ha, ha ... kicher: Frau Minister Aigner sitzt ganz vorn am großen Datensee, um den Kraken Google an den Haken zu bekommen. Einfalt, nimm deinen Lauf!

Was die Bundesregierung – und andere Politiker – jetzt vorführen, ist ein Farce. Sie gaukeln eine Macht vor, die sie nicht haben. Die meisten von ihnen haben nicht einmal die geringste Vorstellung davon, wie intensiv und komplex Google insgesamt (und andere) mit eingesammelten Daten wirtschaftet, wie sie kombiniert und verdichtet werden, bis profitable Sozialpsychogramme entstehen, die man mit Cornflakes-Herstellern ebenso teilt wie mit der CIA.

Datenschützer haben beizeiten gewarnt, dass Google aus internen Analysen mehr herausliest als globales Interesse am Oktoberfest oder die Vorliebe der Kanzlerin für Blazer mit großen Knöpfen. Die Warnungen wurden ignoriert. Logisch. Der Staat ist selbst ein Datenkrake. Er will in fremde Computer kriechen, kreiert elektronische Gesundheitskarten und biometrische Pässe, befördert Swift und ELENA ... Dagegen ist Googles Straßenablichterei vergleichsweise harmlos – doch als Ablenkung im Sommerloch sehr willkommen.

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