Zoo und Schwimmbad

Das »Stuttgarter Modell« wird überschätzt

  • Lesedauer: 2 Min.
Stuttgart hat schon eine »Familienkarte«, die jetzt als Vorbild in der Diskussion gilt. Ihr Nutzen hat allerdings auch Grenzen.

Berlin (ND-Schäfer). Die Schwabenmetropole ist derzeit in aller Munde – nicht nur wegen des erstaunlich hartnäckigen Widerstands gegen das Großprojekt »Stuttgart 21«. Auch in der Diskussion um die Bildungs-Chipkarte, mit der Arbeitsministerin Ursula von der Leyen eine kräftige Regelsatzerhöhung zu umgehen versucht, spielt Baden-Württembergs Hauptstadt eine wichtige Rolle. Dort gibt es nämlich bereits etwas vergleichbares – für Kinder weit über Hartz-IV-beziehende Familien hinaus.

Kinderreiche Familien bis zu einem Bruttoeinkommen von 60 000 Euro erhalten die »Familiencard«, die jährlich mit 60 Euro aufgeladen wird. So entfällt in Stuttgart der Diskriminierungsaspekt, den viele Kritiker einem Kartensystem nachsagen: Wer an der Kasse die Chipkarte über den Tresen reicht, outet sich damit noch lange nicht als arm oder arbeitslos. Das geschieht in Stuttgart erst, wenn man eine weitere Karte einsetzt, die Hartz-IV-Empfängern ausgehändigt wird und sie von manchen Gebühren befreit.

Die lokale Erfahrung zeigt allerdings auch die Grenzen der Kinderförderung per Chip: Die Familiencard wird zum Großteil für Besuche im Zoo oder im Schwimmbad eingesetzt werden. Das Wahrnehmen von Sportangeboten bleibt die Ausnahme – genau wie Bibliotheksbesuche, Musikunterricht oder Nachhilfestunden »auf Chip«. Der Zoo mag lehrreich sein und das Planschen gesund – dennoch müsse auf bundespolitischer Ebene schon »genauer gezielt« werden, schreibt die »Stuttgarter Zeitung«.

Allerdings ist eine solche Karte eine freiwillige Leistung der Kommune, und die meisten werden zu einer solchen kaum in der Lage sein. Wenn Ebbe in der Kasse ist, trifft es zuerst die freiwilligen Leistungen. Dennoch haben auch andere Städte bereits vergleichbare Karten.

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