Erdgassuche auf Bornholm

Potsdamer Forscher bohren nach Schiefergas

  • Andreas Knudsen, Kopenhagen
  • Lesedauer: 2 Min.

Mit schwindenden klassischen Erdgasvorkommen und steigenden Preisen werden zunehmend auch marginale Ressourcen interessant. Eine davon ist sogenanntes Shale Gas (Schiefergas). Dieses Erdgas ist fein verteilt in den Rissen und Poren von Schiefergestein abgelagert.

Um Genaueres über mögliche Vorkommen dieses Typs in Europa herauszufinden, unternimmt eine Wissenschaftlergruppe des Potsdamer GeoForschungsZentrums (GFZ) derzeit eine Probebohrung auf der dänischen Ostseeinsel Bornholm. In dem aus dem Kambrium stammenden, 500 Millionen Jahre alten Alaun-Schiefern werden potenziell abbauwürdige Vorkommen vermutet. Das Bornholmer Projekt ist eines von insgesamt elf Projekten in Europa, die vom GFZ koordiniert werden. Am Ende soll eine Datenbank entstehen, mit deren Hilfe jene geologischen Bedingungen identifiziert werden, unter denen kommerziell interessante Schiefergasvorkommen erwartet werden können. Zusätzlich will der Geologische Dienst von Dänemark und Grönland (GEUS) noch eine Kontrollbohrung abteufen. Als letzter Schritt werden seismische 3D-Untersuchungen durchgeführt und Wasserproben genommen. »Wir wissen eigentlich nicht soviel über die Schieferlager in Europa. Erst wenn ihre Eigenschaften besser erforscht sind, können wir einschätzen, wieviel Gas aus diesen Schichten gewonnen werden kann«, erläuterte Niels Schovsbo von GEUS. Schiefergas wird bereits in größeren Mengen in Nordamerika abgebaut, wo sein Anteil auf zehn Prozent der Gesamtförderung an Gas geschätzt wird.

Gefördert wird Schiefergas, indem man durch Einpressen eines Gemischs von Salzwasser, Sand und Chemikalien künstliche Risse um das Bohrloch herum entstehen lässt. Durch horizontale Richtbohrungen von mehreren Kilometern Länge kann die Kontaktfläche des Bohrlochs mit dem Schiefer stark vergrößert werden. Die Gewinnung ist dadurch technologisch anspruchsvoller als bei konventionellen Erdgasfeldern und der Gewinn geringer. Wegen der eingepressten Flüssigkeiten sehen Kritiker die Gefahr einer Grundwasserverschmutzung.

In den letzten Jahren wurde sowohl in Dänemark als auch im benachbarten südschwedischen Schonen nach unkonventionellen Gas- und auch Ölvorkommen gesucht. Shell, die amerikanische Devon Energy Oil und das polnische Staatsunternehmen PGNI haben dort Probebohrungen niedergebracht. Gefunden wurde nichts. Doch die Hoffnung lebt weiter.

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