Ziele in Afghanistan nicht erreichbar

Strategiereport: Westen ist an seinen Grenzen

  • Lesedauer: 2 Min.
Der Westen stößt nach Einschätzung des Londoner Instituts für Strategische Studien in Afghanistan »politisch und militärisch« an seine Grenzen.

London (AFP/ND). In seinem am Dienstag vorgestellten jährlichen Bericht zur globalen Sicherheit schreibt das Institut IISS, dass es »zunehmend zweifelhaft« werde, ob die Ziele, die Taliban zu besiegen, eine afghanische Regierung und afghanische Sicherheitskräfte aufzubauen und die Korruption zu unterbinden, erreichbar seien.

Es sei für die internationalen Truppen in Afghanistan womöglich notwendig und empfehlenswert, zu einer Politik der »Abschreckung und Eindämmung« der terroristischen Bedrohung in dem afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet überzugehen, heißt es in dem Bericht. Die Zukunft liege »eindeutig« in Verhandlungen zwischen den Beteiligten des Konflikts. Eine starke Präsenz ausländischer Truppen lasse hingegen ein weiteres Anheizen des Konflikts befürchten.

Ein zu rascher Abzug der Truppen könne andererseits einen »Zusammenbruch Afghanistans« verursachen, warnt das Londoner Institut. Auf der gegenwärtigen Strategie zu beharren berge wiederum die Gefahr, durch »überholte Vorstellungen« in ein »langwieriges Desaster« hineingezogen zu werden. Vor allem Pakistan kommt nach Auffassung des Instituts langfristig eine besondere Rolle zu, da dort ansässige Islamisten Anschläge und Gewalt in Afghanistan organisierten. Der Westen müsse deshalb eine neue Strategie für Pakistan ausarbeiten.

Auch auf die Folgen der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise ging das IISS in seinem Jahresbericht ein. Demnach erhebt sich »aus den Trümmern der globalen Finanzkrise von 2008 eine neue Weltordnung«: Während die USA eine »strategische Übermüdung« riskierten, versuchten aufstrebende Länder – darunter die Türkei, Brasilien und die Vereinigten Arabischen Emirate –, ihren regionalen Einfluss auszuweiten. In den westlichen Ländern hingegen sei angesichts der angespannten wirtschaftlichen Situation der »Appetit auf ehrgeizige gemeinschaftliche und langfristige militärisch-politische Ziele begrenzt«.

- Anzeige -

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.