In der Klemme

  • Gabriele Oertel
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Kanzlerin ist nicht zum ersten Mal mit dem Vorwurf konfrontiert, dass sie als CDU- und Regierungschefin die Konservativen zu sehr rechts liegen lässt. Schon nachdem sie Anfang 2009 offen den Papst wegen der Aufhebung der Exkommunikation von Holocaust-Leugner Richard Williamson kritisiert hatte, drohte man ihr mit Liebesentzug der meisten Katholiken. Wenn ihr auch bei ihrem späteren Good-Will-Besuch in der Berliner Katholischen Akademie die erwartete heftige Kritik erspart blieb – der Argwohn in konservativen Kreisen ist ihr gewiss. Weil auch die von ihr unterstützte etwas modernere Familienpolitik Ursula von der Leyens ein ewiger Zankapfel in der Union bleibt, die Steinbachs nicht mehr so wie früher mit ihren ahistorischen Sichten den Ton angeben können oder jetzt mit der Abschaffung der Wehrpflicht eine heilige Kuh von CDU und CSU geschlachtet werden soll.

Fest steht, 100 000 CDU-Mitglieder haben in Merkels zehn Jahren Parteivorsitz die CDU verlassen. Die immer wieder strapazierten 40 Prozent Wählerpotenzial sind in weiter Ferne. Und mit einem wenig motivierten oder gar abdriftenden konservativen Flügel steckt die Kanzlerin in der Klemme. Offenbar so tief und fest, dass sie sich gar ihres Vorgängers und Förderers besinnt, den sie einst vom Throne stieß. Kohl soll offenbar für ehrfurchtsvolles Schwiegen bei all jenen sorgen, für die die Welt noch in Ordnung war, als die Schwarzen gleichfarbige Kassen besaßen.

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