Bahnindustrie zeigt neue Züge
Innotrans: Siemens stellt ICE-3-Nachfolger vor
Viel Aufmerksamkeit erfuhr am Mittwoch auf der weltgrößten Bahntechnikmesse Innotrans in Berlin die Vorstellung des »Velaro D«. Diesen Hochgeschwindigkeitszug baut Siemens für mehrere europäische Bahnunternehmen. Was die Chefs von Siemens und der Deutschen Bahn (DB), Peter Löscher bzw. Rüdiger Grube, enthüllten, sieht zwar nicht schnittiger aus als der Vorgänger ICE-3, dafür sind die Dachaufbauten, Drehgestelle und Wagenübergänge besser verkleidet. Das wird bei Tempo 320 Energie sparen.
15 dieser Züge mit größerer »Packungsdichte« (460 statt 432 Sitze) und weniger Platz für das Gepäck kaufte die Deutschen Bahn bereits 2008. Das anders als die Vorgänger nicht von einem Konsortium, sondern allein von Siemens gebaute Produkt erlaubt es bei technischen Pannen, den Urheber leichter festzustellen. Selbstverständlich wurde wieder behauptet, alles sei von höchster Qualität.
Von 2011 an sollen die Velaros den Mangel bei der Deutschen Bahn an frankreichtauglichen Hochgeschwindigkeitszügen beheben. Die technische Ausrüstung erlaubt es, auf dem Bahnnetz von fünf Ländern unterwegs zu sein – laut dem Zuglaufschild etwa auf der Strecke von Frankfurt am Main nach Marseille.
Für Siemens wie für den französischen Konkurrenten Alstom ist offen, wer von der DB den Großauftrag für 220 Schnellzüge des Typs »ICx« erhält. Er sollte im Juni vergeben werden, um die lokomotivbespannten Intercitys abzulösen. Nun modernisiert die Bahn erst einmal ihre ICE-2, gewiss um die Preise für den Neubau zu drücken. Statt der 6 Milliarden Euro, die die »ICx«-Züge kosten sollten, will sie höchstens 4 Milliarden ausgeben.
Bombardier stellt derweil auf der Innotrans den bislang schnellsten Höchstgeschwindigkeitszug aus – der »Zefiro« ist für Tempo 380 ausgerichtet. Die Lokfabrik Qingdao Sifang in China baut nach einer Hennigsdorfer Entwicklung 80 Einheiten und soll dem boomenden Auto-Land ein neues Gefühl für die Eisenbahn vermitteln. Nicht jeder Messebesucher ist von der Technik fasziniert: »Mir reicht Tempo 120, wenn ich zur Arbeit fahre. Erschwingliche Fahrpreise, angenehm temperierte, zuverlässige Züge sind mir lieber als die Schienenraserei«, sagt einer. Ein anderer mokiert sich: »Was nützt das alles, wenn die Politik den Schienenverkehr unterschätzt?«
Neben neuen Entwicklungen für den Nahverkehr kehrt eine von früher bekannte Technik zurück: Die Mitteldeutsche Eisenbahn erprobt bis zum Jahresende fünf sogenannte Hybrid-Lokomotiven im Werkverkehr nach Schkopau und Böhlen. Dabei speist ein sparsamer Dieselmotor große Batterien, die ebenfalls zum Antrieb genutzt werden können.
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