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Anfällig
Ist Tischtennis die neue Skandalsportart? Wohl nicht. Aber der Dopingfall Owtscharow und die Nachricht, dass bei den Europameisterschaften keiner der deutschen Medaillengewinner getestet wurde, zeigt die Einseitigkeit und gewissermaßen auch die Ungerechtigkeit der Dopingdiskussion.
Die Radsportszene etwa, die zugegeben sehr häufig mit positiven Proben auffällt, rühmt sich seit einiger Zeit mit dem härtesten Kontrollprogramm überhaupt inklusive Blutpass. Die Veranstalter und Verbände sind jedoch auch dazu gezwungen, weil der öffentliche Druck so groß ist. Journalisten kontrollieren Mülleimer und Chaperon-Systeme, Zuschauer schalten ab, Sponsoren laufen davon.
Hingegen wird in Sportarten wie Tischtennis davon geredet, man sei für Doping nicht anfällig. Das zeigten ja auch die fehlenden oder seltenen positiven Fälle. Nun wissen wir, warum das so ist. Nicht weil nicht gedopt wird, denn davon bekommt man erst eine Ahnung, wenn auch tatsächlich und regelmäßig und intelligent getestet wird.
Trotzdem ist der Druck auf die Radsportler und Skilangläufer immer noch höher. Ist ja auch verständlich: Mehr Tests führen zu mehr Dopingfällen. Mehr Dopingfälle führen zu mehr Druck und der wieder zu mehr Tests. Wer mag es den Radsportveranstaltern verübeln, wenn sie bei jedem Rennen ohne Dopingfall von einer sauberen Tour sprechen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Tischtennis-EM sauberer waren, ist jedenfalls nicht höher.
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