Signale der Sehnsucht

Hansa Rostock bleibt nach dem 3:1 in Jena in der Dritten Liga weiter auf einem Aufstiegsrang

  • Matthias Koch, Jena
  • Lesedauer: 3 Min.

Sitzen, aufspringen, jubeln, tanzen: Die Spieler des Fußball-Drittligisten FC Hansa Rostock waren nach dem 3:1 (2:0)-Erfolg beim Uralt-Rivalen FC Carl Zeiss Jena noch eine Weile beschäftigt. Die 2000 mitgereisten Rostocker Fans unter den 8462 Zuschauern im Ernst-Abbe-Sportfeld feierten minutenlang ihre Mannschaft und sich selbst. Kein Wunder, schließlich konnten die Ostseestädter mit dem achten Saisonsieg ihre Position im Vorderfeld der Tabelle weiter festigen.

»Wir waren in der ersten Halbzeit die spielstärkere Mannschaft, wir hatten die Partie souverän im Griff«, stellte Hansa-Trainer Peter Vollmann nach der 2:0-Pausenführung durch Tobias Jänicke und Marcel Schied fest. »Nach dem Anschlusstreffer durch Sebastian Hähnge gab es einen offenen Schlagabtausch. Jena hat Druck gemacht. Die Entscheidung konnte dann Marcel Schied besorgen.«

Trotz des verteidigten Aufstiegsranges steht die sofortige Rückkehr in die Zweite Bundesliga aber nicht auf der Agenda 2010/11 des FC Hansa. »Dieses Signal kommt auch nicht. Es ist dafür noch viel zu früh«, meinte der Rostocker Kapitän Sebastian Pelzer. »Wir müssen einfach unsere Spiele gewinnen und punkten.«

Die Jubelarie nach dem Abpfiff, bei der sich die Rostocker Kicker auch nicht durch die vielen Absperrgitter im Innenraum und die in voller Kampfmontur herumstehenden Polizeibeamten stören ließen, machte aber vielleicht schon die Sehnsucht nach einer höheren Spielklasse deutlich.

Während das Sicherheitskonzept der Polizei mit einer strikten Trennung der Fans und einer veränderten Blockbelegung bis auf eine Rauchbombe im Rostocker Sektor aufging, lief es bei den Gastgebern sportlich erneut katastrophal. »Es gibt so einen Film, der ‚Und täglich grüßt das Murmeltier heißt'. Da wiederholt sich alles«, ärgerte sich Zeiss-Trainer Jürgen Raab. »Ich habe bei unseren Spielen momentan den Eindruck, dass wir aus dem Nichts heraus Gegentore bekommen. Wir hauen uns immer wieder die Beine weg.«

Die Thüringer waren im Prinzip nur zwischen ihrem Tor zum 1:2 (74.) durch Hähnge und dem Knockout durch den Ex-Jenaer Schied vier Minuten vor dem Abpfiff ein gleichwertiger Gegner. Nach dem achten Spiel in Folge ohne Sieg, war es nur ein schwacher Trost, dass der FC Carl Zeiss noch nicht auf den letzten Tabellenrang zurückgefallen ist. Doch auch so wird die Luft für Trainer Raab und Sportchef Lothar Kurbjuweit immer dünner. »Es muss Leistung kommen. Ich kann hier nicht noch ewig zugucken«, redete Aufsichtsratschef Reinhardt Töpel Klartext. »Wir haben das elfte Spiel und erst acht Punkte. Das hat nichts mit Leistungseinstellung zu tun. Das ist das Mindeste, was ich erwarten kann für die Kohle, die ich hier mitbringe.«

Am Sonntag glühten die Telefondrähte zwischen den Mitgliedern des Jenaer Präsidiums und Aufsichtsrates. Heute tagt das Kontrollgremium. Schwer vorstellbar, dass dabei nicht auch über die Zukunft von Trainer Jürgen Raab gesprochen wird. Eine Entlassung nach nicht einmal viermonatiger Amtszeit steht im Raum, auch wenn Ex-Coach Heiko Weber laut Töpel aber kein Nachfolgekandidat sein soll. Vielleicht liegt es auch nicht nur am Übungsleiter, sondern an der Mannschaft. Der fehlt es angesichts der Finanzmisere offensichtlich an Qualität.

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