WM im Angebot

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften an ihre jeweiligen Ausrichter liegt in den Händen von korrupten Funktionären. Zugegeben, dieser Satz ist übertrieben, haben die meisten der 24 Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees doch anscheinend noch eine weiße Weste. Und trotzdem überraschte kaum jemanden die Nachricht, dass zwei von ihnen auf fingierte Kaufangebote für ihre Stimmen eingingen. Auch die Aussage eines Beschuldigten, dass schon mehrere Anfragen an ihn gestellt wurden, scheint eher die Wahrheit als pure Preistreiberei zu sein.

Die Vorgeschichte der FIFA ist zu eindeutig für einen Aufschrei. Sepp Blatter verhinderte interne Untersuchungen zu Anschuldigungen gegen ihn, Missmanagement zu betreiben oder Stimmen bei Präsidentschaftswahlen zu kaufen. Andere hohe Funktionäre bereicherten sich am Ticketverkauf für WM-Turniere oder versuchten, die eigenen Spieler bei Prämienzahlungen über den Tisch zu ziehen. Unvergessen die Farce, als sich der Neuseeländer Charles Dempsey im Jahr 2000 der Stimme enthielt und somit Deutschland die WM 2006 zuschob – trotz der Vorgabe seines Verbandes, für Südafrika zu votieren. Das Satiremagazin »Titanic« hatte ihm ein fingiertes deutsches Bestechungsfax zugesandt.

Der Vorwurf, dass sich das Exekutivkomitee nicht aus den besten Demokraten zusammensetzt, ist also nicht neu. Doch passiert ist nie etwas, wie jetzt wahrscheinlich auch nicht, denn Mächtige beschneiden selten die eigene Macht. Keine Kontaktverbote zu Bewerbern, keine Erweiterung der Zahl an Wahlberechtigten, keine empfindliche Strafen. Wahrscheinlich nur ein paar Suspendierungen, und gut ist.

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