Aufgeputschte Helden

  • Christian Heinig
  • Lesedauer: 1 Min.

Fitspritzen ist in Mode gekommen im heutigen Sport. Medizinisch alles sauber natürlich. Ein kurzer Piks, und der Verletzungsschmerz ist weg. So muss das auch bei der Fußball-WM 1954 gewesen sein, allerdings mit Schönheitsfleck: Dort nämlich hat kein Mediziner gespritzt, sondern ein Masseur, und es gilt als sicher, dass es auch kein »Vitamin C« war, was einige der deutschen »Helden von Bern« vor dem Finale bekamen, sondern das Aufputschmittelchen Pervitin. So jedenfalls lautet eines der Ergebnisse der Studie »Doping in Deutschland«, die am Montag in Leipzig vorgestellt wurde. Was wissenschaftliche Untersuchungen so alles zu Tage fördern können – hört, hört.

Lange Zeit wurde Doping im Westen als Thema ignoriert, dann vorübergehend heruntergespielt, nun wird es erstmals richtig aufgearbeitet – von 1945 an bis zur Gegenwart. Ein begrüßenswerter Schritt ist das, zumal die Kenntnisse über die Dopingpraktiken in der DDR seit Jahren als fundiert gelten dürfen. Die Frage ist nur: Warum widmet man sich dem westdeutschen Doping in diesem Umfang erst jetzt, wo bereits bedeutende Zeitzeugen verstorben sind, darunter der langjährige Olympiaarzt und Freiburger Sportmediziner Joseph Keul, der als Befürworter der Vergabe von Anabolika galt? Die Chance hat man vertan – leichtfertig.

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