Bürgerlicher Schulfrieden

  • Jochen Mattern
  • Lesedauer: 2 Min.
Karikatur: Christiane Pfohlmann
Karikatur: Christiane Pfohlmann

Die scharfe Kritik des Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus an der »egalisierenden Schulpolitik« der Unionsparteien, zeigt Wirkung. Nach dem erfolgreichen Bürgerbegehren gegen ein längeres gemeinsames Lernen in Hamburg scheint der Zeitpunkt für die Strategen der Union gekommen, in die bildungspolitische Offensive zu gehen. Vom Musterschüler unter den ostdeutschen Konservativen, aus Sachsens Kultusministerium, kommt eine Art bildungsbürgerliches Manifest, das dem »System der Einheits- und Gemeinschaftsschule« den Kampf ansagt. Unter dem Titel »Bildungsbürger neu denken« hat der Mitte November stattfindende Bundesparteitag der CDU über einen Antrag zu befinden, der ein zehnjähriges Moratorium für Strukturreformen im Bildungsbereich vorsieht, bundesweit verbindliche Standards für das Abitur und eine »Exzellenzinitiative für die Lehrerausbildung«. Unterstützt wird der Antrag von Bayern und Baden-Württemberg.

Wie man sich den konservativen »Schulfrieden« der Unionsstrategen vorzustellen hat, das verdeutlicht die sogenannte Exzellenzinitiative in der Lehrerbildung, die in Sachsen geplant ist. Die Umstellung auf Bachelor- und Master-Abschlüsse in der Lehrerbildung habe sich nicht bewährt, heißt es. Folglich gliedern sich die Lehramtsstudiengänge ab dem Wintersemester wieder in ein Grund- und Hauptstudium und sind auf eine spezifische Schulart ausgerichtet. Für die Grundschule sind acht Semester veranschlagt, für die Mittelschule neun und fürs Gymnasium zehn Semester. Das Referendariat wird von zwei auf ein Jahr verkürzt.

Außer einer Verkürzung der Studienzeit verspricht sich Sachsens Kultusminister von der Reform auch eine Erleichterung für die Lehramtsstudierenden. Ein angehender Grundschulpädagoge müsse sich künftig nicht mehr mit unnützem Lehrstoff wie z.B. höherer Mathematik herumplagen. Auch Lehrer erster und zweiter Klasse wird es also wieder geben.

Der Autor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Linksfraktion im sächsischen Landtag.

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.