• Politik
  • UN-Gipfel zu Biologischer Vielfalt

Rückkehr des Schwarzfußiltis

Trotz einzelner Erfolge nimmt der Artenschwund bedrohliche Ausmaße an

  • Walter Willems
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Rede ist bereits von einem Massensterben: Ein Fünftel aller Wirbeltierarten – Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien oder Fische – sind inzwischen gefährdet. Und der Trend beschleunigt sich rasant. Jedes Jahr rücken 52 Wirbeltierarten auf der Gefährdungsskala eine Stufe weiter nach oben, also näher ans Aussterben. Dies berichten Forscher im Magazin »Science« nach einer weltweiten Bestandsaufnahme.

Bedroht ist ein Viertel aller Säugetier-Spezies, ein ähnlich hoher Anteil der Reptilien- und 41 Prozent aller Amphibien-Arten wie Frösche oder Lurche. Besonders schlimm ist die Lage in den artenreichen tropischen Regionen, vor allem Asiens. Dort schränken Abholzung, Ackerbau, Jagd und Fischfang die Lebensräume der Tiere zunehmend ein.

Hinzu kommen neue Bedrohungen wie etwa der Chytridpilz, der in Amerika und Australien ganze Amphibienpopulationen dahinrafft. Eine andere Gefahr sind Medikamente: Der Entzündungshemmer Diclofenac wurde in Indien während der 1990er Jahre als Tierarznei eingeführt. Seitdem ging die Population der Bengalgeier dort um über 99 Prozent zurück. Der Grund: Fressen die Geier Kadaver von Tieren, die mit dem Wirkstoff behandelt wurden, verenden die Vögel an Nierenversagen.

Einziger Lichtblick in dem düsteren Szenario sind Schutzprogramme. Ohne diese würde der Artenschwund noch um 20 Prozent schlimmer ausfallen, schätzen die Forscher. Dank solcher Projekte hat sich der Bestand von immerhin 64 bedrohten Arten wieder erholt. Drei von ihnen, die in freier Wildbahn ausgestorben waren, wurden in Gefangenschaft vermehrt und wieder ausgesetzt: der Kalifornische Kondor, das Przewalskipferd und der Schwarzfußiltis.

Trotz solcher Erfolge blicken die Forscher pessimistisch in die Zukunft. Das UN-Ziel, den Artenschwund bis zum Jahr 2020 zu stoppen, »klingt zwar gut, ist aber leider unrealistisch«, klagt Paul Leadley von der Universität Paris-Sud: »Wenn wir weitermachen wie bisher, steuern wir zweifellos auf einen katastrophalen Verlust der Artenvielfalt zu.«

Nötig sei eine Internationale Kommission zur Biodiversität, die Regierungen berät, fordert Henrique Pereira von der Universität Lissabon. »Diese Themen sind so drängend, und für die Menschheit steht so viel auf dem Spiel, dass Wissenschaftler sich zusammenschließen müssen, um politische Entscheidungsträger mit einer gemeinsamen verlässlichen Stimme zu informieren.«

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