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Neue Zeit

Susanna Camusso ist neue Vorsitzende des italienischen Gewerkschaftsbundes

  • Anna Maldini
  • Lesedauer: 2 Min.

Für den größten italienische Gewerkschaftsbund (CGIL) ist eine neue Zeit hereingebrochen. Jede Zeitung im Land unterstreicht, dass zum ersten Mal eine Frau das höchste Amt im CGIL bekleidet: Susanna Camusso, 55 Jahre alt. Und wenn dies hervorgehoben wird, heißt das, dass auch in der linken italienischen Arbeiterorganisation Frauen in Führungspositionen keine Selbstverständlichkeit sind, obwohl fast 50 Prozent der Mitglieder Frauen sind. Das weiß auch Susanna Camusso: Frauen sind in der Arbeitswelt und in der Gewerkschaft entscheidend, sagt sie. Und trotzdem meinen immer noch viele Mitglieder, dass Frauen eigentlich nur dann gut sind, wenn sie sich wie »richtige Männer« benehmen, ihren »Mann stehen«.

Zur Gewerkschaft kam die neue CGIL-Vorsitzende mit 20, als sie in Mailand Archäologie studierte. Für die Metallarbeiterorganisation (FIOM) organisierte sie Kurse, in denen die Arbeiter ihren Hauptschulabschluss nachholen konnten. Viele Jahre lang war Camusso bei den Metallern tätigt, aber gerade die sind heute ihre stärksten Kritiker. Vom Vorstand wurde sie mit knapp 80 Prozent der Stimmen zur Generalsekretärin gewählt und die Gegenstimmen kamen gerade von der FIOM, die Camusso einen zu moderaten Kurs vorwirft.

Der Moment ist denkbar schwierig für die italienische Wirtschaft und erst recht für die Arbeitnehmer. Die Arbeitslosenquote ist hoch, die Zahl der Menschen mit prekären Arbeitsverhältnissen wächst. Auf dem CGIL mit seinen knapp sechs Millionen Mitgliedern und Susanna Camusso lasten ganz unterschiedliche Erwartungen: Die einen wollen einen konzilianteren Kurs, die anderen mehr Selbstbewusstsein. Die neue Generalsekretärin hat zwei Ziele auf ihre Fahnen geschrieben. Zum einen soll die Arbeit wieder in den Mittelpunkt der politischen und gesellschaftlichen Diskussion gerückt werden, und zum anderen will sie eine stärkere Annäherung zu den beiden anderen großen Gewerkschaften des Landes.

»Ich hätte nie damit gerechnet, Generalsekretärin des CGIL zu werden und manchmal bekomme ich Panik angesichts dieser Aufgabe«, sagte sie nach ihrer Wahl. »Aber glücklicherweise ist der CGIL ein großes Netzwerk, in dem die Verantwortung auf viele Schultern verteilt wird.«

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