Alles

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Sie will alles erreichen. Das heißt für die Grüne Renate Künast in Berlin ja nicht 50 Prozent plus eine Stimme in einer Direktwahl. Für das Rote Rathaus reicht ihr schon die Mehrheit als stärkste Partei. Die nominiert die Regierende Bürgermeisterin, sie wählt sich ihre Partner. Möglich sind wohl fast alle. Die CDU zum Beispiel kann es schon nicht mehr erwarten. Selbst deren Alt-Regierender Diepgen wittert unwidersprochen Morgenluft. Das ist ein erstes Ergebnis der Strategie.

Denn die ist generalistisch angelegt. Das macht sie verführerisch für alle – alles ist drin, alles soll besser werden, alle dürfen und sollen mitmachen. Der Vorwurf des Populismus muss bei einem solchen Konzept riskiert werden. Natürlich offenbart die – formell immer noch designierte – Spitzenkandidatin, was sie gerne hätte. Davon hätten sehr viele Berliner sehr vieles gern. Auch die derzeit Regierenden. Wenn sie es nur verwirklichen, also durchsetzen und finanzieren könnten. Aber Wahlkampf ist ja vor allem Verheißung. Wie es dann gemacht wird und ob es geht, muss sich erst später zeigen.

Die Losung »Eine Stadt für alle« lässt sich derzeit fortsetzen mit »...und alles für jeden!«. Die Zugkraft ist kaum zu überschätzen. Rot-Rot hat in zehn Jahren an Frische verloren, wenn es auch an Professionalität gewann. Es ist jetzt, was sich ja wünschen ließ, Normalität. Hier aber setzt Renate Künast an. Sie verheißt Aufbruch, Bewegung, Leidenschaft. Ihrer zweimal auf der Zielgeraden zur Berliner Macht gedemütigten Partei verleiht sie Flügel. Der Hinweis auf eine Rückfahrkarte in die Bundespolitik wird als Gegenargument nicht reichen. Es geht um alles.

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