Master of Welcome?

FAKTENcheck: Bedrohtes Deutsch

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 1 Min.

Zugegeben »Environment Improvement Technician« für Putzfrau, »Master of Welcome« für Pförtner oder »Nourishment Production Assistant« für Küchenhilfe klingt wirklich dämlich. Sollte in Stellenanzeigen von Firmen tatsächlich mit solchen Wortschöpfungen nach den entsprechenden Dienstleistungen gesucht werden, dann stünde es um die deutsche Sprache in der Tat schlimm. Glücklicherweise sind diese Bezeichnungen aber Erfindungen – und zwar von diversen Medien, die mit diesen Beispielen angeblich schräger Berufsbezeichnungen den Verfall der deutschen Sprachkultur beklagen.

Mit Verweis auf diese unsinnigen englische Begriffe betreibt derzeit die »Bild«-Zeitung eine Kampagne zur Aufnahme des Schutzes der deutschen Sprache ins Grundgesetz. Die Forderung stammt vom »Verein Deutsche Sprache«, der dazu einen Brief an den Bundestag verfasst hat, den »Bild«-Leser unterschreiben und an die parlamentarische Volksvertretung schicken sollen. Andere Medien haben die Berichterstattung aufgegriffen – ebenfalls mit dem Verweis auf die genannten falschen Belege.

Ausgeklammert wird in der Berichterstattung die ressentimentgeladene Verknüpfung mit der Integrationsdebatte im Brief des Vereins. Im letzten Punkt heißt es dort: »Ich will keine Zuwandererfamilien, die sich bis in die dritte Generation weigern, die Sprache des Landes korrekt zu lernen, in dem sie leben.«

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