Suu Kyis Mut

Standpunkt von Detlef D. Pries

  • Detlef D. Pries
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Freudenfeste in Yangon sind verständlich. Längst überfällig war die Freilassung Aung San Suu Kyis. Denn die von Myanmars Militärs verfügte mehrfache Verlängerung ihres Hausarrestes entbehrte vernünftiger rechtlicher Grundlagen. Ohnehin ließ sich nicht verhindern, dass die Tochter des legendären Unabhängigkeitsgenerals Aung San ihren Einfluss auf die Gesellschaft im Vielvölkerstaat Myanmar ausübt. Trotz der Isolation strahlte die Aura der Demokratie-Ikone vielmehr noch heller.

Groß sind die Hoffnungen, die sich mit ihrer Freilassung verbinden. Wird die »Lady« sie erfüllen? Myanmar befindet sich in einer Phase zaghaften Übergangs. Mögen die Wahlen der vergangenen Woche auch weder frei noch fair gewesen sein: Selbst Kritiker der Militärs sehen eine Chance auf langfristigen Wandel – durch Annäherung. Anders als Suu Kyi, die zum Boykott des ersten Wahlgangs nach 20 Jahren aufrief, so wie sie ihre Partei 1995 zum Boykott der Nationalversammlung getrieben und sie damit der Möglichkeit beraubt hatte, an der Ausarbeitung der neuen Verfassung mitzuwirken. Frontalopposition aber hat den Völkern Myanmars bisher wenig Gutes gebracht.

Großen Mut hat Aung San Suu Kyi zweifellos bewiesen. Von Kennern wird sie allerdings auch als hitzig und rechthaberisch beschrieben. Jetzt müsste sie Weisheit offenbaren. Ihr Plädoyer für einen Dialog lässt darauf hoffen. Freilich wäre eine Bereitschaft der anderen Seite die Voraussetzung.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal