USA wollen bis 2014 raus aus Afghanistan

Washington nimmt Irak als Blaupause / Verbündete müssen ihre Strategien offenbar neu justieren

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.
Die USA haben einen Stufenplan für den Abzug ihrer Kampftruppen in Afghanistan bis 2014 aufgestellt. Der Regierungsplan sehe vor, in den kommenden anderthalb bis zwei Jahren die Kampftruppen aus einigen afghanischen Gebieten abzuziehen, berichteten die »Washington Post« und die »New York Times«.

Es seien die bisher detailliertesten Überlegungen Washingtons für einen Abzug der US-Truppen, die seit über neun Jahren Krieg in Afghanistan führen. Mit dem Abzug der US-Kampftruppen verbunden ist naturgemäß der Rückzug der mit ihnen verbündeten internationalen Verbände. Die Regierung von Präsident Barack Obama wolle, so sagen Experten weiter, den Plan beim NATO-Gipfel Ende der Woche in Lissabon vorlegen.

Obama hatte erst in diesem Jahr weitere 30 000 Soldaten in das umkämpfte Land geschickt. Auch in Irak war das US-Kontingent zunächst deutlich vergrößert worden, um die Lage zu »stabilisieren«. Danach übergab die Armee die Sicherheitsverantwortung Region für Region dem irakischen Militär. Bis zum Sommer 2010 wurden alle US-Kampftruppen abgezogen, bis Ende 2011 sollen noch knapp 50 000 Soldaten im Land bleiben, um Ausbildung und Beratung der einheimischen Truppen zu gewährleisten.

»Irak ist eine ziemlich gute Blaupause für einen Übergang in Afghanistan«, zitiert die »New York Times« einen US-Regierungsvertreter. Entscheidend für den Abzug sei aber, dass Afghanistan eine eigene Armee aufbaue, »die wirklich in der Lage ist, die Führung zu übernehmen«.

Die Zeit zur Verringerung der Militäreinsätze ist gekommen«, hatte Afghanistans Präsident Hamid Karsai der »Washington Post« am Sonntag gesagt und die USA aufgefordert, ihre Militäreinsätze in seinem Land einzuschränken sowie sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen.

Karsais Kritik, insbesondere an Hausdurchsuchungen durch US-Soldaten, sorgte bei einigen Parlamentariern im Kongress für Missstimmung. Innenpolitisch konnte der Präsident dennoch nicht punkten. Taliban-Chef Mullah Omar antwortete am Montag, er würde niemals mit einer »korrupten Marionettenregierung« sprechen, solange sich ausländische Truppen im Land befinden. Berichte über Gespräche seien irreführende Gerüchte, hieß es in einer E-Mail an verschiedene Medien.

Die Bundesregierung will angeblich die deutschen Truppen erst im Jahr 2012 reduzieren. Bislang geht man noch von Kampfeinsätzen bis 2015 aus. Anfang nächsten Jahres soll der Bundestag das Mandat für die 5000 deutschen Soldaten plus die Reserve von 350 Mann verlängern.

Die Bundeswehr hat unterdessen ihre gemeinsam mit US- und afghanischen Sicherheitskräften bei Kundus vorgetragene Offensive »Almazag« beendet. Erfolgreich, wie man aus dem Einsatzführungskommando in Potsdam erfahren kann. Die Aufständischen seien zurückgewichen, man habe zwei Dörfer erobert und Stellungen pioniertechnisch ausgebaut. Sie sollen von afghanischen Dorfmilizen gehalten werden. Die Bauerntrupps werden von US-Streitkräften gedrillt und ausgerüstet.

Die NATO gab am Wochenende den Tod zweier weiterer ISAF-Soldaten bekannt. Sie wurden bei einem Angriff im Osten des Landes getötet. Insgesamt starben bei dem Anschlag fünf NATO-Soldaten. Damit verloren seit Anfang November am Hindukusch bereits 33 ausländische Soldaten ihr Leben.

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